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Geldschatz ruht
fast 19 Jahre im
Blumen-Kissen

Frau hatte 10 500 Mark unterm Kopf

Von Markus Poch
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Ein altes Sofa-Kissen einer 45-jährigen Sennestädterin hat sich als Geldschatz entpuppt. Nach einem Nickerchen ärgerte sich die Frau über die harte Stelle unter dem Häkelbezug aus gelben und roten Rosen. Sie trennte also die Rückseite des Kissens mit einer Schere auf und hatte plötzlich die Hände voller Geld.

Unter dem Häkelwerk war eine lederne Tasche eingenäht, in der sich mehr als 10 500 D-Mark (etwa 5000 Euro) in »vergammelten« Scheinen befanden. Die Frührentnerin, die ihren Lebensunterhalt mit 900 Euro bestreiten muss, verstand die Welt nicht mehr, alarmierte sofort die Polizei. Der berichtete sie dann, dass sie das Kissen 1987 von einer alten Dame aus der Nachbarwohnung geschenkt bekommen habe, die wenig später verstorben sei. Von dem vielen Geld habe sie aber nicht die leiseste Ahnung gehabt und es erst jetzt durch Zufall gefunden - obwohl das Blümchen-Kissen schon seit 19 Jahren auf ihrem Sofa liegt.
Die Polizei stellte den Geldbetrag sicher und teilte später mit, dass die Scheine echt seien und nicht mit Straftaten in Zusammenhang zu bringen sind. Aktuell laufen Ermittlungen nach möglichen Erben der verstorbenen Dame. Das Geld liegt derzeit bei der Polizei-Inspektion Süd im Tresor. Werden keine Erben gefunden, landet es vermutlich im städtischen Fundbüro und geht, falls niemand Eigentumsansprüche geltend macht, nach sechs Monaten an die ehrliche Finderin. Zumindest stehen der jedoch drei Prozent der Summe als gesetzlicher Finderlohn zu. Zu keinem Zeitpunkt habe sie daran gedacht, das Geld einfach zu behalten. »Bei meinem spärlichen Einkommen, wäre doch sofort aufgefallen, wenn ich einen Großeinkauf gemacht hätte«, sagt sie. »Aber ich müsste dringend renovieren und könnte das Geld dazu natürlich sehr gut gebrauchen.« Zusammen mit einem grünen Wellensittich lebt die Sennestädterin bescheiden in einer 40-Quadratmeter-Dachgeschoss-Wohnung, sieht gerne Volksmusik-Shows im Fernsehen. Ihr Lieblingsstar ist Stefanie Hertel. Doch ihre Mattscheibe zeigt schon länger nur ein Schwarzbild. »Ein neues TV-Gerät wäre auch mal wieder fällig und dazu eine Couch-Garnitur«, sagt sie. »Ich hoffe nur, dass das viele Geld nicht bei unserem Finanzminister landet. Dem würde ich das überhaupt nicht gönnen.«

Artikel vom 16.02.2006