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Olympia als Nebenjob
Rund
um die
Ringe
Von Hans Peter Tipp

Den Nebenerwerbslandwirt kennt und schätzt man hierzulande. Außerdem gibt es viele weitere Berufszweige, die sich vorzüglich als Zweitjob ausüben lassen. Aber insbesondere in Nordamerika ist der Nebenberuf nicht nur ein viel beachtetes Phänomen, sondern für viele Menschen zur Notwendigkeit geworden.
Deshalb kann es kaum ein Zufall sein, dass der neueste Olympiatrend direkt aus den USA kommt und auch schon mehrfach »vergoldet« worden ist: Neuerdings ist man NebenerwerbsOlympionike - so wie Dale Begg-Smith, Buckelpisten-Experte und Internet-Millionär, oder Shaun White, Skateboard-Freak und Unternehmer in eigener Sache.
Auch der an 6 platzierte Freestyler Jeremy Bloom »buckelte« in Turin nicht nur fürs hehre Ideal. Er wollte mit einer olympischen Medaille auf seinen großen Traum, endlich NFL-Profi werden zu dürfen, aufmerksam machen. Seine Meinung: »Skifahren ist in erster Linie ein Freizeitsport, und das ist auch in Ordnung. Aber ich liebe Football, da hat man Teamkameraden, man spürt Druck und Rivalität. Es ist einfach nur cool, wenn einem 80 000 Menschen zujubeln.« So deutlich hat das im Angesicht der Flamme noch niemand gesagt.
Dagegen kann der für Australien startende, aber in Kanada geborene und in den USA lebende Pistenkollege Dale Begg-Smith fast als Beispiel weitsichtiger Sportförderung gelten. Der junge Mann -Êer ist gerade 21 - hat bereits mit 13 seine erste Million selbst verdient. Der Grund: Seine Eltern wollten ihm und seinem Bruder den teuren Skispaß nicht finanzieren. »Verdient euer Geld allein«, rieten sie. Gesagt, gesagt: Inzwischen sitzt der goldene Skiläufer täglich zehn Stunden im Chefsessel. »Alle anderen sind dauernd im Training, ich kann nur wenig tun«, sagt Dale Begg-Smith, der sich dafür mit einem 300 000 Dollar teuren Lamborghini tröstet.
Auch Shaun White, der Snowboarder, hielt sich in Turin nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Er kam, fuhr und siegte in der Halfpipe. Mehr Zeit wendete er danach dafür auf, einen lukrativen Vertrag mit einem Hersteller von Videospielen abzuschließen.
Merke: Sport ist und bleibt die schönste Nebensache der Welt - auch bei Olympia.

Artikel vom 17.02.2006