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Das Virus H5N1 rückt täglich näher

Verdachtsfall auf Rügen - Tierseuchen-Experten beraten heute in Brüssel

Berlin/Rom (dpa/WB). In Deutschland ist der erste Verdacht auf Vogelgrippe aufgetreten. Auf Rügen seien vier tote Schwäne gefunden worden, sagte die Sprecherin des Bundesagrarministeriums gestern Abend. Ein Schnelltest habe bei zweien dieser Schwäne den Verdacht auf den gefährlichen Virus H5N1 ergeben.

Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) hatte bereits vor diesem Verdachtsfall den Beginn der Stallpflicht vom 1. März auf den 20. Februar vorgezogen. Grundlage dafür sei eine neue Risikobewertung durch das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Das Freilaufverbot gilt bis Ende April. Auch Geflügelmärkte und -schauen werden wieder befristet verboten. Die Beobachtung von Wildvögeln soll verstärkt werden.
»Es ist eine Besorgnis erregende Entwicklung, mit welchem Tempo sich das Virus ausbreitet - auf uns zu«, sagte Seehofer. Das Risiko für Infizierungen von Hühnern und sonstigen Nutzvögeln mit dem Virus H5N1 ließ Seehofer von »niedrig« auf den zweithöchsten Grad »mittel« hoch stufen.
Mit den Bundesländern sei vereinbart, aktiv nach verendeten Schwänen zu suchen, um möglichst viele dieser »anscheinend sehr empfänglichen Tiere« im Rahmen einer Wildvogel-Beobachtung zu überwachen. Die Bevölkerung solle den Behörden bei der Überwachung helfen und entsprechende Tierfunde melden.
»Auch unabhängig von der Vogelgrippe sollten verendete Tiere grundsätzlich nicht mit bloßen Händen angefasst werden.« Seehofer appellierte an Reisende, kein lebendes Geflügel oder Fleisch davon einzuführen. Bei illegalem Handel - auch mit Ziervögeln, Trophäen und Federn - wird das Einschleppungsrisiko vorsichtshalber als hoch eingeschätzt.
Nach Angaben des italienischen Gesundheitsministeriums haben erste Tests bei zwei Schwänen im süditalienischen Apulien das gefährliche Virus H5N1 angezeigt. Es stehen aber noch weitere Ergebnisse aus. Einen ernsten Verdacht auf die auch für Menschen gefährliche Vogelgrippe gibt es auch in Österreich. Griechenland registrierte bei zwei Schwänen, die im Raum der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki verendet waren, Viren des Typs H5. Bereits am Wochenende war das gefährliche H5N1-Virus bei drei Schwänen im Raum Thessaloniki entdeckt worden. Erste Hinweise auf Vogelgrippe gibt es auch im Norden Irans, wo 135 Schwäne verendet waren. Tests hätten ein Virus vom Typ H5 nachgewiesen.
EU-Experten für Tierseuchen kommen heute in Brüssel zusammen, um über weitere Schutzmaßnahmen zu beraten. Unter anderem soll über einen Einfuhrstopp für unbehandelte Federn aus Drittstaaten entschieden werden. zur Entscheidung vor. Auf der Tagesordnung stehen auch die jeweiligen Überwachungspläne der 25 Mitgliedstaaten.

Artikel vom 15.02.2006