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Vier Kandidaten zittern:
WM ohne Dortmunder?

Ein schwarz-gelbes Quartett hat keine guten Karten

Von Klaus Lükewille
Dortmund (WB). Weltmeisterschafts-Schauplatz Dortmund. Gleich ein halbes Dutzend Mal rollt hier im Sommer der Ball. Der Höhepunkt ist der 4. Juli, wenn das erste Halbfinale angepfiffen wird. Die Dortmund-Tickets sind besonders heiß begehrt. Viele Fans wollen unbedingt dabei sein und zuschauen.
Probleme: WM-Kandidat Christoph Metzelder.

Ein Blickwinkel von oben, der auch den Dortmunder WM-Kandidaten droht, die im Liga-Alltag immer nur unten auf dem Rasen stehen. Der große Fußball-Hit 2006 in Deutschland ohne Borussen - das könnte passieren.
Denn die vier BVB-Kicker, die auf der Liste von Bundestrainer Jürgen Klinsmann stehen, sie haben alle zurzeit nicht die besten Karten. Ziemlich trübe WM-Aussichten für die Schwarz-Gelben.
Roman Weidenfeller (25), Woche für Woche einer der Besten in seinem Team, er hat die Endrunde ohnehin schon fast abgeschrieben. Dortmunds Nummer 1 ist bei Klinsmann höchstens die Nummer 4, obwohl er in dieser Saison erstklassige Vorstellungen abliefert. »Aber die drei WM-Tickets für meine Position sind ja bereits fest vergeben«, stellt Weidenfeller resignierend fest. Oliver Kahn, Jens Lehmann und Timo Hildebrand sind dabei - wenn keinem etwas passiert. Und das wünscht Weidenfeller natürlich nicht: »Sollen sie doch ihre Chance bekommen, meine Stunde schlägt erst nach der WM.«
Dann ist für Christian Wörns mit seinen 33 Jahren die Uhr endgültig abgelaufen. Wenn es hier nicht schon jetzt fünf nach zwölf geschlagen hat. Denn der Dortmunder Kapitän, routiniert und zuverlässig, steht bei Klinsmann nicht besonders hoch im Kurs.
Es gab Ausladungen und Aussprachen. Doch die dicke Luft zwischen den ehemaligen Kollegen, die 1998 bei der WM in Frankreich noch gemeinsam im DFB-Team gestanden hatten, ist nicht viel dünner geworden.
In Atemnot könnte auch Christoph Metzelder kommen. Reicht es bis zur WM? Schafft er es, nach langer Verletzungspause das alte Leistungsniveau wieder zu erreichen? Sein Fall liegt ganz anders als der Fall Wörns. Ihn würde der Bundestrainer nur zu gern nominieren. Aber während der BVB-Oldtimer Woche für Woche in der Bundesliga am Ball ist, rutschte der erst 25 Jahre junge Kollege vom Rasen auf die Ersatzbank.
Die Zeit spielt gegen Metzelder, sie läuft auch Sebastian Kehl (26) davon. Noch ein Borusse, dem bei der WM wahrscheinlich nur die Zuschauer-Rolle bleiben könnte. Offensichtlich hält Klinsmann nicht viel von dem Mittelfeldspieler, der in der laufenden Saison zum Stabilisator und Organisator im Dortmunder Team aufgerückt ist. Der Bundestrainer hat ihn bisher nicht einmal in einem Länderspiel sehen wollen. Kleiner Lichtblick für Kehl und Wörns: Beim letzten Treffen in Düsseldorf im Januar waren sie mit dabei. Allerdings: Der Kreis umfasste hier 32 WM-Kandidaten. Nur 23 Tickets werden vergeben.
Es spielen in Dortmund aber auch ein paar Fußballer, die für die Endrunde gesetzt sind. Borussia-Profis mit anderen Pässen. Wie die Tschechen Tomas Rosicky und Jan Koller, wie der Schweizer Philipp Degen - und wie der BVB-Torjäger Ebi Smolarek.
Der freut sich schon heute auf Mittwoch, den 14. Juni 2006. Dann steigt das weltmeisterliche Vorrunden-Duell zwischen dem Gastgeber und Polen. Und dann hat nicht nur Deutschland ein Heimspiel - sondern auch Smolarek. Denn diese brisante Partie wird in Dortmund angepfiffen.

Artikel vom 15.02.2006