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Bleiben oder die DDR verlassen?

»Der Rote Kakadu« spielt im Dresden des Jahres 1961


Dominik Graf (»Der Felsen«) zählt zu den Geistreichen unter Deutschlands bekannten Filmregisseuren. Dementsprechend waren die Erwartungen an den »Roten Kakadu« besonders hoch. Dies auch, weil mit Grafs Regiekollegen Michael Klier (»Farland«) ein ebenfalls für Stilwillen und Klugheit bekannter Künstler am Drehbuch mitgearbeitet hat.
Erzählt wird eine Geschichte aus dem Dresden des Jahres 1961 - nur wenige Monate noch, dann mauert das Regime sich und seine Bürger ein. Der Theatermaler Siggi (Max Riemelt) verliebt sich in die Dichterin Luise (Jessica Schwarz). Deren Mann Wolle (Ronald Zehrfeld) lässt sich scheinbar darauf ein, und so scheinen die Weichen für eine glückliche Dreierbeziehung gestellt zu sein. Doch es kommt ganz anders - vor allem wegen der politischen Verhältnisse.
Die in erster Linie sind im »Roten Kakadu« spürbar. In diesem Tanzlokal, das dem Film den Namen gab, leben die Individualisten auf und glauben, endlich einmal ehrlich über das Leben in der DDR reden zu können. Doch ausgerechnet im Dunstkreis des Rock'n'Roll sind die Ohren der staatlichen Lauscher besonders aufmerksam. Das Trio gerät in einen Strudel existenzbedrohender Ereignisse. Bleiben oder gehen? Diese Frage wird zum alles entscheidenden Stolperstein für die drei auf der großen Suche nach dem kleinen persönlichen Glück.
Der »Rote Kakadu« in der Elbmetropole existierte tatsächlich, aber die Geschichte des Dreigestirns Luise, Siggi und Wolle ist frei erfunden. Leider wirkt die Handlung etwas konstruiert, und das lässt das Geschehen sperrig und in manchen Momenten gar hölzern erscheinen. Pluspunkt des Films: Verklärende Ostalgie hat keine Chance. Grafs Gespür für die wahrhaftige Zeichnung der rauhen Wirklichkeit gibt der Sicht auf den Alltag im nicht mehr existierenden zweiten deutschen Staat eine bittere Schärfe.
Der verzwickten Lovestory allerdings bekommt der für die Zeitzeichnung so passende analytische Ton kaum: Zu häufig dominieren hier blutarme Thesen, tiefe Gefühle können sich kaum entfalten.

Artikel vom 16.02.2006