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Raus aus dem »Mauerblümchendasein«

Alexander Zemlinskys »Kreidekreis« hat am Samstag Premiere

Bielefeld (uj). Die junge Haitang wird von ihrer Familie verkauft. Hilflos ihrer Umwelt ausgeliefert, gerät sie in einen Strudel aus Willkür und Macht. Zum Tode verurteilt, ihres Kindes beraubt, wird sie am Ende doch noch gerettet. Gibt es Gerechtigkeit?, fragt Alexander Horres dann auch in seiner aktuellen Inszenierung von Alexander Zemlinskys Oper »Der Kreidekreis«, die erstmals am Theater Bielefeld zu erleben ist.

»Eigentlich komisch«, findet Dramaturg Uwe Sommer, »dass die Oper ein Mauerblümchendasein führt.« Verfüge das reife Spätwerk des Komponisten doch über alles, was eine Oper brauche. Komponiert in den frühen 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in Berlin, entstand die Partitur im engen Kontakt mit Kurt Weill und Bertolt Brecht. Dies hat die Musik unüberhörbar geprägt. »Es ist eine merkwürdige Stilmischung aus Jazz und Spätromantisch-Expressionistischem, bei dem auch Mahler, Schönberg und Berg durchschimmern«, sagt Generalmusikdirektor Peter Kuhn, dem die musikalische Leitung obliegt und auf dessen Wunsch die Oper in den Spielplan aufgenommen wurde.
Zemlinsky formt die Elemente zu einer Art Singspiel, in welchem sich gesprochene Dialoge, Melodramen, Songs und ausgewachsene Opernszenen verbinden. Doch alles, was gesagt werden müsse, werde schnell auf den Punkt gebracht, betont Kuhn und spricht von meisterhafter Typisierung der Figuren.
Nur wenige fernöstlich anmutende Klänge verweisen auf den Stoff, der dem »Kreidekreis« zugrunde liegt: ein altchinesisches Stück aus dem 13. Jahrhndert, das in der Umdichtung des Erfolgsautors Klabund als »Spiel nach dem Chinesischen« in den 20er Jahren zum Kultstück avancierte und das später Brecht zu seinem »Kaukasisischen Kreidekreis« inspirieren sollte.
Bühnenbildnerin Friederike Hölscher ließ sich bei ihrem Bühnenentwurf von der Parabel und von kühler Sachlichkeit leiten. Durch eine Spielfläche im Spielraum seien die Personen deutlich markiert. Ihre zeichenhafter Charakter wird durch große Masken zum Ausdruck gebracht.
Für die Premiere am Samstag, 18. Februar, 19.30 Uhr, sind noch Karten erhältlich, und zwar telefonisch unter 51-54 54.

Artikel vom 16.02.2006