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Schneesturm stoppt Richard Gere

Schauspieler bitten bei Berlinale-Gala »Cinema for Peace« um Spenden

Berlin (dpa). Bob Geldof nennt sie »die Oscars mit Hirn«. Aber bei der Benefizgala »Cinema for Peace«, dem Glanzlicht der Berlinale, fehlte diesmal der große Stargast: Richard Gere.

Wegen eines Schneesturms konnte Gere nicht aus New York abfliegen und musste deswegen seinen Auftritt absagen. So blieb es am Montagabend bei Stars wie Geldof, Christopher Lee, Milla Jovovich und Katja Riemann, sich mit flammenden Appellen für den guten Zweck einzusetzen. Der Gala-Erlös geht an das UN-Kinderhilfswerk UNICEF und die Aidsforschung.
Auch wenn diesmal nicht so viele Prominente kamen wie sonst, war der Rummel am roten Teppich am Gendarmenmarkt groß. Bei der Gala gibt es traditionell die prächtigsten Roben und die wohl tiefsten Dekolletees zu fotografieren. Modelschönheit Milla Jovovich (30, »The Million Dollar Hotel«), die im festlich geschmückten Konzerthaus neben Regisseur Wim Wenders saß, eröffnete den Abend und rief die Gäste zum Spenden auf. Politiker, Musiker und Künstler hätten eine Verantwortung, auf das Elend der Welt aufmerksam zu machen, sagte die Schauspielerin. Lee (83, »Herr der Ringe«) rief zum weltweiten Kampf gegen Armut auf. »Jeden Tag sterben 30 000 Kinder vor ihrem fünften Geburtstag«, prangerte der Brite an.
Gala-Stammgast Bob Geldof zeichnete George Clooneys »Good Night, and Good Luck« als wertvollsten Film des Jahres aus. Clooney bedankte sich in einer Videobotschaft und erzählte, er sei nach einer US-kritischen Rede bei »Cinema for Peace« in seiner Heimat als »Verräter« beschimpft worden. In gewisser Weise habe ihn dies dazu gebracht, danach den Film, der von der Kommunistenverfolgung in den USA der 50er Jahre handelt, zu drehen. Als Regisseur wurde Richard Curtis (»The Girl in the Café«) geehrt. Wenders übergab einen Gala-Ehrenpreis an Michael Winterbottom, dessen Film »The Road to Guantánamo« im Berlinale-Wettbewerb läuft.
Bei der Benefizauktion gab es zwei Karten für das Endspiel der Fußball-WM mit einigen Beigaben, die für 15 000 Euro den Besitzer wechselten, und einen von George Clooney signierten Basketball, der 3800 Euro einbrachte. Auch die Crew des hoch gelobten Berlinale-Films »Knallhart« kam zur Auktion auf die Bühne: Regisseur Detlev Buck, Schauspielerin Jenny Elvers-Elbertzhagen und Filmsohn David Kross boten eine Reise zu einer Premiere zur Versteigerung an.
Heute wird der polnische Regie-Altmeister Andrzej Wajda (»Asche und Diamant«) auf der Berlinale für sein Lebenswerk mit einem Goldenen Ehrenbären ausgezeichnet. Er gilt als einer der bedeutendsten Filmregisseure der Gegenwart und als einer der wesentlichen Protagonisten der so genannten »Polnischen Filmschule«. Bekannt wurde der 1983 in der Bundesrepublik gedrehte Film »Eine Liebe in Deutschland« nach Rolf Hochhuth.

Artikel vom 15.02.2006