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DSC-Geschäftsführer Roland Kentsch will gemeinsam mit den Anwohnern eine tragfähige Lösung finden.

SchücoArena: Die
Chance jetzt nutzen

DSC-Manager Roland Kentsch zum Stadionausbau

Bielefeld (mm). Der DSC Arminia Bielefeld rechnet damit, in Kürze von der Stadt Bielefeld einen positiven Vorbescheid zum Ausbau der Osttribüne der Schüco-Arena zu erhalten. Der Finanzgeschäftsführer des Bundesligisten, Roland Kentsch, ist zuversichtlich, dass die Bauarbeiten nach Saisonschluss aufgenommen werden können. Sollte in dem Stadion nichts geschehen, sei - im Extremfall - ein Verbot des Spielbetriebes nicht ausgeschlossen.

Wie das WESTFALEN-BLATT berichtete, prüft die Bauverwaltung derzeit die Bauvoranfrage des DSC Arminia. Dabei geht es um die grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit des Zehn-Millionen-Euro-Projektes. Über den Zwischenstand haben die Verwaltung und der Verein die von dem Ausbau betroffenen Anwohner informiert. »Natürlich haben die Anwohner in einigen Punkten anders gelagerte Interessen als der Verein«, sagt Roland Kentsch. Deshalb werde es in Kürze eine weitere Gesprächsrunde geben: »Wir müssen aufeinander zugehen und eine Lösung finden, die für beide Seiten tragfähig ist.«
Knackpunkt der Beratungen dürfte die Höhe der Tribüne und die sich daraus ergebende Beschattung der Anliegergärten sein. Kentsch: »Offenbar ist bei der Vorstellung der Pläne ein falscher Eindruck entstanden. Zur Melanchthonstraße hin wird die jetzige Höhe von 22 Metern eingehalten, die bereits vor zehn Jahren genehmigt worden ist. Das Dach ist aus statischen Gründen so konzipiert, dass es zum Stadioninneren hin eine Höhe von 26 Metern erreichen wird.« Nur so könne die Tribüne offen und modern als freitragende Konstruktion gestaltet werden. Roland Kentsch betont, dass der Höhenunterschied von den Häusern praktisch nicht wahrgenommen werden könne.
Der DSC-Manager widerspricht Befürchtungen, die angrenzenden Gärten würden wegen der neuen Tribüne ständig im Schatten liegen: »Wir haben dazu eine umfangreiche Studie vorgelegt. Von einem zwei Stunden eher einsetzenden Schattenwurf auf alle Grundstücke kann keine Rede sein.« Lediglich an einem einzigen Tag entstehe für ein einziges der betroffenen Häuser etwa 100 Minuten eher Schatten - Sonnenschein natürlich vorausgesetzt. Bei allen anderen Häusern sei dieser Wert noch geringer. Je weiter man sich von dem »Spitzentag«, der Sommersonnenwende, entferne, desto geringer werde der Schattenwurf. Kentsch: »Bei den Anwohnern ist offensichtlich der theoretisch schlechteste Tag im Jahr als Normalfall aufgefasst worden.« Im übrigen gibt Kentsch zu bedenken, dass die Bäume und die teilweise zweigeschossige Hofbebauung in den Nordwest-Gärten der Häuser mehr Schatten würfen als das geplante Gebäude.
Zur Erfüllung der Lärmschutzauflagen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz sei der Tribünenausbau zwingend erforderlich, sagt Kentsch. Das Staatliche Amt für Umweltschutz, der Regierungspräsident und die Stadt hätten bislang vielfältige Ausnahmegenehmigungen erteilt: »Das wird aber nicht unbegrenzt so weiter gehen.« Das Amt für Umweltschutz habe jetzt eine letzte Frist bis zum 30. Juni dieses Jahres gesetzt.
Die einzig denkbare Alternative zum Stadionausbau sei eine massive 22 Meter hohe Lärmschutzwand, sagt Kentsch. »Aus architektonischen und ästhetischen Gesichtspunkten wäre das aber nicht zumutbar.« Mit dem Stadionausbau wolle der DSC Arminia ein modernes Bauwerk schaffen, das alle architektonischen Aspekte aufnehme, die derzeit im Stadionbau eine Rolle spielen: »Das wird kein großer, unschöner Klotz. Wir werden bewusst versuchen, die Tribüne transparent und damit optisch sehr anspruchsvoll zu gestalten.«
Darüber hinaus sähen die Pläne vor, den Bereich bis zu den angrenzenden Gärten zu begrünen: »All das wollen wir gemeinsam mit den Anwohnern abstimmen, die natürlich auch ihre eigenen Ideen einbringen können«, versichert Kentsch.
Als nicht zu unterschätzenden Vorteil für den ganzen Stadtteil wertet Kentsch die künftig reine Beleuchtung des Innenraumes. Die hohen Flutlichtmasten, die bislang noch Stunden nach dem Spiel die Umgebung erleuchten, würden damit hinfällig.
Nicht vorstellen kann sich Kentsch, dass der Verein Ausgleichszahlungen an die Anwohner vornimmt: »Sollten die bisher von uns vernommenen Summen zum Maßstab möglicher Ausgleichsregelungen gemacht werden, wäre das Bauwerk für uns nicht mehr zu finanzieren.«
Wenn die Umbaupläne nicht verwirklicht werden, könnte das für die Arminia äußerst negative Folgen haben. Roland Kentsch: »Im Extremfall könnte das Staatliche Amt für Umweltschutz die Einstellung des Spielbetriebs fordern oder zumindest eine wesentliche Reduzierung der Zuschauerkapazität erwirken. Damit wäre unsere wirtschaftliche Basis unmittelbar gefährdet.«
Die Sorge, dass sich der DSC bei der Finanzierung des zehn Millionen teuren Stadionausbaus übernimmt, teilt Kentsch nicht. Zwar könne er nachvollziehen, dass es wegen der mit den vergangenen »Fahrstuhljahren« verbundenen Probleme kritische Stimmen gebe, der sportliche Erfolg der letzten zwei Jahre sowie die zu erwartenden Mehrerlöse aus dem neuen Fernsehvertrag böten aber eine gute Basis für die Finanzierung des Endausbaus. »Man sollte diese günstige Gelegenheit jetzt nutzen, zumal die gesetzlichen Auflagen auf jeden Fall bindend sind.«
Der DSC-Geschäftsführer hofft, dass die Bauarbeiten unmittelbar nach Saisonschluss beginnen können: »Sollte der Zeitplan aber am Ende des Abstimmungsprozesses aufgegeben werden müssen, würde es wahrscheinlich erst im nächsten Jahr losgehen können.«

Artikel vom 15.02.2006