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»Wer freut sich schon
über eine Holzmedaille?«

Plätze vier und fünf im Teamsprint der Langläufer

Turin (dpa). Stocksauer, enttäuscht und verbittert: Nach der erneut verpassten ersten Medaille waren die deutschen Langläufer am Boden zerstört, während im Zielraum ein blau-gelber Freudentaumel ausbrach.
Nach Platz vier bei der Olympia-Premiere im Teamsprint wetterte der Oberhofer Andreas Schlütter in Pragelato: »Ich dachte, die Zeiten mit den unendlichen vierten Plätzen sind vorbei.« Enttäuschung herrschte auch bei seinem Frankenhainer Partner Jens Filbrich. »Wir haben mit berechtigten Hoffnungen auf den Teamsprint gesehen. Wer freut sich schon über eine Holzmedaille?«
Eine halbe Stunde zuvor hatten Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) und Viola Bauer (Oberwiesenthal) Rang fünf belegt. »Eine Medaille war schon die Zielsetzung«, haderte Bundestrainer Jochen Behle angesichts eines 26-Sekunden-Rückstandes auf die siegreichen Schwedinnen Anna Dahlberg und Lina Andersson. Sie holten Gold vor Kanada und Finnland, ehe ihre Teamkollegen Thobias Fredriksson und Björn Lind zum Olympiasieg vor Norwegen und Russland sprinteten.
Besonders ärgerte sich später Filbrich, dass er in der zweiten Runde durch einen Strauchler des Finnen Lauri Pyykonen behindert worden war. »Dadurch ist ein Loch gerissen. Und wenn es dann in der letzten Runde ans Eingemachte geht, fehlt die Kraft, um wieder heranzukommen«, erklärte der Thüringer. Schlütter räumte einen taktischen Fehler ein: »Wir hatten nicht damit gerechnet, dass der Schwede in der ersten Runde schon angreift. Da hätte die Strecke schon 20 km lang sein müssen, um da wieder heranzukommen.« Dies hätte wahrscheinlich nur einer schaffen können: Der am Oberschenkel operierte Axel Teichmann. Behle bestätigte: »Da hat uns einer schmerzlich gefehlt.«
Nicht ganz so tief saß die Enttäuschung bei den Damen. Evi Sachenbacher-Stehle präsentierte sich bei ihrem Wiedereinstieg nach der fünftägigen Schutzsperre in starker Form. »Ich bin schon zufrieden mit meiner Leistung. Besonders am Berg habe ich mich gut gefühlt«, sagte die Bayerin. Viola Bauer dagegen hatte einen ganz schwachen Tag erwischt. »Ich habe schon im Halbfinale gemerkt, dass nichts geht.«

Artikel vom 15.02.2006