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Silber nach
dem Absturz

China-Paar lässt den Atem stocken

Turin (dpa). Ein gefährlicher Unfall der chinesischen Silbermedaillengewinner Zhang Dan/Zhang Hao hat einen der hochklassigsten Eiskunstlauf-Wettbewerbe der Geschichte überschattet und die jubelnden Sechsten Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy zu Nebendarstellern degradiert.
»Für mich haben die beiden Gold geholt, solche Sportler braucht Deutschland. Das, was die beiden zuletzt durchgemacht haben, ist durchaus vergleichbar mit dem Sturz der Chinesen«, sagte der wegen seiner Stasi-Vergangenheit umstrittene Trainer Ingo Steuer, der selbst 1994 in Lillehammer Mandy Wötzel nach ihrem »Kinnfall« blutend vom Eis tragen und aufgeben musste.
Die nicht verwandten Chinesen Zhang/Zhang waren als letztes Paar nach den brillanten und schon als Olympiasiegern feststehenden Tatjana Totmianina/Maxim Marinin an der Reihe und wollten mit der Weltpremiere eines vierfachen Wurfsalchows für Aufsehen sorgen. Den 6000 Zuschauern stockte der Atem, als die 20-Jährige aus luftiger Höhe fast im Seitspagat aufs Eis prallte und dann gegen die Bande krachte. Die zierliche, 1,62 Meter kleine Chinesin hielt sich das Knie und konnte zunächst nicht alleine aufstehen. Ihr Partner stützte sie, alle rechneten mit der Aufgabe. Doch nach längerer Beratung an der Bande, die die erlaubte Unterbrechungspause von zwei Minuten eigentlich überschritt, liefen sie wieder los. »Wir wollten nicht aufgeben«, sagte Zhang Hao, der seine Partnerin allerdings gar nicht fragte.
Tatsächlich gelang ihnen danach jeder Sprung und am Ende hielten sie Silber in den Händen. Der Gesamteindruck stimmte nicht mehr, doch die Preisrichter vergaben einen Tapferkeitsbonus. »Das war eine sehr wertvolle Erfahrung. Ich bin so hart gefallen und habe hinterher alles hinbekommen«, meinte die zerbrechlich wirkende Zhang Dan, die später in eine Klinik gebracht wurde.
Kritik kam von Marinin: »So ein Sprung ist extrem gefährlich und gar nicht nötig nach dem neuen Wertungssystem.« Der Russe weiß, wovon er spricht. Vor einem Jahr stürzte Partnerin Totmianina mit dem Kopf aufs Eis und kam bewusstlos ins Krankenhaus.
Aljona Sawtschenko streckte nach einer gelungenen »Kampfkür« ihre Faust in den Himmel, fiel Partner Robin um den Hals und kündigte große Taten für die Zukunft an: »Jetzt werden wir uns gut auf die WM vorbereiten, wo wir eine Medaille wollen«, sagte die 22-Jährige. Vom 20. bis 26. März können die Vize-Europameister in Calgary auftrumpfen, zumal die Olympiasieger und die drittplatzierten Chinesen Shen Xue/Zhao Hongbo dort fehlen.

Artikel vom 15.02.2006