15.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Patzer in der zweiten Kurve

Jenny Wolf muss mit Platz sechs zufrieden sein

Enttäuschtes Abdrehen nach dem ersten Lauf: Jenny Wolf verpasste da schon ihre Chance.

Turin (dpa). Jenny Wolf schüttelte nur ungläubig den Kopf, als »Rabenmutter« Swetlana Schurowa die seit 38 Jahren anhaltende Durststrecke Russlands im Eis-Sprint über 500 Meter beendete. Mit Platz sechs (38,70/38,55 Sekunden) verpasste die 27-jährige Berlinerin den Platz auf dem Siegerpodest recht deutlich.
Nach einem Fehler in der zweiten Kurve des ersten Laufes waren alle Medaillen-Träume der Berlinerin ausgeträumt. »Ich hatte im ersten Lauf meine Wunschgegnerin. Der Start war in Ordnung, aber mit der zweiten Kurve kann ich nicht zufrieden sein«, verwies sie auf den Patzer. »Ich bin jetzt nicht am Boden zerstört, aber vielleicht kommt die Enttäuschung noch.»
»Der Druck auf Jenny war nach dem medaillenlosen Abschneiden unserer Damen riesig. Irgendwie hatte jeder erwartet, dass sie das aufhebt, was die anderen liegen gelassen haben«, erklärte Trainer Thomas Schubert.
Die 34-jährige Swetlana Schurowa krönte dagegen mit Bestzeit im ersten Lauf 38,23 sowie 38,34 Sekunden im zweiten ihr Comeback nach der Geburt ihres jetzt zweijährigen Sohnes Jaroslaw. Allerdings war die frisch gebackene Sprintweltmeisterin mit Gewissensbissen nach Turin gereist. »Ich bin eine Rabenmutter, konnte mich kaum um Jaroslaw kümmern. Aber ich habe ihm eine Medaille als Geschenk versprochen und hoffe, dass er mir jetzt verzeiht«, sagte die Russin.
Härteste Konkurrentin war die zweimalige 500-Meter-Weltmeisterin Wang Manli. Sie verpasste nach zwei starken Läufen (38,31/38,47) nur knapp das erste Gold für China im Eisschnelllauf. Bronze ging durch Ren Hui gleichfalls an die Asiatinnen. Bittere Tränen weinte Ex-Weltmeisterin Marianne Timmer. Das niederländische »Eis-Model« wurde nach dem zweiten Fehlstart disqualifiziert.

Artikel vom 15.02.2006