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Köpfe in der Krise
Rund
um die
Ringe
Von Oliver Kreth

Wir erleben bei Olympia wahrlich kein Favoritensterben. Sicher gibt es viele vermeintliche Gold-Garanten, die die Erwartungen, die das Publikum an sie hat, nicht erfüllen können, doch ist deren Zahl nicht größer als üblich, und die deutschen Aktiven befinden sich dabei auch nicht in der Peinlichkeits-Pole-Position.
Aber woran liegt es, dass selbst so in der Saison Überragenden wie der Finne Hannu Manninen, der vorzeitig den Gesamtweltcup der Nordischen Kombinierer gewann, in Turin derart aus der Erfolgsspur geraten?
Da ist die Sache mit der Trainingsgestaltung. Auch wenn Jahre lang bewährt muss sie nicht zwingend vor Olympia stimmen. Dazu kommt noch der Faktor Viren. Diese hoch belasteten Leistungskörper sind besonders anfällig, die Zahl der Grippe-Geplagten war vor Turin gewaltig. Dann das Material. Wie bei Ronny Ackermann passt es eben nicht zwingend auf die Gegebenheiten rund um die Ringe. Dazu kommen noch Ernährung, Unterbringung, das Liebesleben oder so was Läppisches wie ein eingewachsener Zehnagel. Der Weg zum olympischen Goldgewinn ist eben ein diffiziles Puzzle von Faktoren, dass nur die wenigsten legen können.
Entscheidend ist aber was anderes. Auch wenn es viele TV-Sitzsportler nicht glauben können oder wollen: Im Sport ist leider der Kopf entscheidend - der Körper ist nur das Basis-Werkzeug. Sicher wird der »Druck« gerne auch mal als Ausrede genutzt, Sensible mutieren dann aber schon mal vom Lamborghini Murcielago zum Fiat Cinquecento. Wenn Adrenalin und andere Hormone im Übermaß durch den Körper fließen, werden die Beine »blau«, der Bewegungsablauf funktioniert nicht mehr automatisiert, und schnell wird aus Gold nicht Silber oder Bronze sondern Blech. Wer diese Sportler verspottet, ist aber auf jeden Fall auf dem Holzweg.

Artikel vom 15.02.2006