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Servicewohnen
vorbildlich für
ganz Bielefeld

Brackweder Anlage zehn Jahre alt

Von Ulrich Hohenhoff
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Als prominenten Gast begrüßten Mieterinnen und Mieter der kleinen Service-Wohnanlage »Erfurter Straße 2« Oberbürgermeister Eberhard David. Der war zum zehnjährigen Jubiläum gekommen, das im angrenzenden Begegnungszentrum des Diakonieverbandes gefeiert wurde. »Sie sind damit praktisch an ihren alten Arbeitsplatz zurückgekehrt«, freute sich Elke Maoro, Mitarbeiterin des Service- Wohnen, über den Besuch des OB.

Der war viele Jahre Verwaltungschef im Verband der evangelischen Kirchengemeinden Brackwede und Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft. Und in dieser Eigenschaft hat er den Grundstein für das Service-Wohnen im Bielefelder Süden mitgelegt. Der Wohnkomplex wurde zwar schon 1994 fertig, musste aber vorübergehend den Bewohnern des benachbarten Johann-Heermann-Hauses als Heimstatt dienen, weil das renoviert wurde.
Von November 2005 an bezogen dann die Mieter die schmucke Wohnanlage. Bernd Onckels, Geschäftsführer des Diakonie-Verbandes, bedauerte, dass dies damals eines der letzten Objekte gewesen sei, das der Verband der evangelischen Kirchengemeinden gebaut habe. Dann war praktisch zehn Jahre Funkstille. Erst Ende vorletzten Jahres wurde ein weiteres Haus in der Klemensstraße fertig. Onckels erinnerte an den Grundgedanken eines eigenständigen Wohnens im Alter. »Die Senioren wollen kein betreutes Wohnen, sondern ein Service-Angebot, das sie in Anspruch nehmen können, wenn sie Hilfe brauchen.«
Schon vor 30 Jahren habe es die Vision gegeben, Wohnungen zu bauen, in denen ein bestimmter Service angeboten wird. Im Bereich Erfurter Straße/Auf der Schanze gebe es mittlerweile 300 dieser Service-Wohnungen. »Es ist kein Senioren-Getto, wie vielfach behauptet wird, sondern ein lebendiges Zentrum, wo Nachbarschaft zählt und es viele gemeinsame Aktivitäten gibt«, so Onckels. »Was hier im letzten Jahrzehnt entstanden ist, ist vorbildlich für ganz Bielefeld.« Und das Angebot entwickelt sich ständig weiter. So wurden im vergangenen Jahr ein Notrufsystem und der Mittagstisch-Service eingeführt. »Wir tun alles, damit Sie sich wohl fühlen und so lange als möglich in den eigenen vier Wänden wohnen .«
Oberbürgermeister Eberhard David war gern zu der kleinen Jubiläumsfeier gekommen. »Wer mich einlädt, muss auch mit mir rechnen.« Er erinnerte sich noch sehr gut daran, wie damals alles begann und welche vorbildlichen Zielsetzungen es in der Kirchengemeinde gab. Eigenständigkeit und Identität der Senioren zu erhalten, Vereinsamung und Isolation entgegenzuwirken, sei das Anliegen gewesen. »Lebensqualität über Kommunikation zu erreichen - die Kirche hat das rechtzeitig erkannt,« lobte Eberhard David das Erreichte.
Der Oberbürgermeister warf auch einen Blick in die Zukunft. Im Rahmen der demographischen Entwicklung werde das Leben im Alter noch bunter. »Wir müssen auch immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund und überhaupt veränderte Lebensgewohnheiten berücksichtigen.« Ein Drei-Generationen-Haushalt werde nicht der Normalfall sein. Es gehe auch darum, größtmögliche Pluralität zu erhalten. »Ein Wert, den es zu verteidigen gilt.«
Im Hinblick auf die allerorten geführten Kürzungsdiskussionen sei Eigeninitiative weiterhin gefordert. »Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, müssen durch eigene Kreativität Probleme lösen.« Der Oberbürgermeister wollte den Gästen aber nicht die Feierlaune verderben. Er freute sich, dass er als der Alte überhaupt eingeladen worden sei. Und er war sich des Beifalls der Anwesenden sicher, die »ihren OB« zu einem Teil persönlich kannten. Immerhin wohnen fast 70 Prozent der Mieter der ersten Stunde noch in der Wohnanlage. Am Akkordeon musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von Harald Kisslich.

Artikel vom 17.02.2006