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Geht es auch um Götz?

Hertha weiter in der Krise - Schalke belohnt Slomka

Berlin (dpa). Der eine durfte sich über einen verbesserten Vertrag freuen, der andere musste weiter unbequeme Fragen nach seiner Zukunft beantworten. Auch am Tag nach dem 2:1-Sieg von Schalke 04 beim Erzrivalen Hertha BSC standen die Trainer Falko Götz und Mirko Slomka im Fokus.

»Ich teile in keiner Weise die Hysterie, die jetzt geschürt wird. Wir sind nicht 16., 17. oder 18., sondern Sechster«, erklärte Berlins Coach Götz. Allerdings haben zehn Pflichtspiele nacheinander ohne Sieg den Druck auf den 43- Jährigen deutlich erhöht. »Ich mache den Job nach wie vor gern. Wir haben noch alle Möglichkeiten selbst in der Hand«, betonte Götz.
Nach der erneuten Pleite musste sich Götz jedoch der Frage stellen, ob er auch nach einem Ausscheiden am Donnerstag im UEFA- Pokal bei Rapid Bukarest noch Trainer von Hertha BSC sein werde. »Soll ich mir heute darüber Gedanken machen?« Jetzt werde er erst einmal das UEFA-Cup-Spiel angehen, entgegnete der Fußball-Lehrer. Zwar konnte er eine kämpferische Steigerung gegenüber dem desaströsen 0:1 gegen Bukarest registrieren. Von effektivem Kombinations- und Tempofußball aber waren die ersatzgeschwächten Berliner weiterhin so weit entfernt wie Superstar Marcelinho von seiner Glanzform.
Der mit Schalke in diesem Jahr noch ungeschlagene Kollege Slomka dagegen bekommt heute von den »Königsblauen« nach dem dritten Sieg im fünften Bundesliga-Spiel nun endlich seinen Chef-Vertrag. Im Handstreich war der ehemalige Assistent des geschassten Ralf Rangnick am 4. Januar befördert worden. Allerdings tanzt dabei auch Slomka auf einem schmalen Grat. Nur wenn er noch einen Champions-League-Platz schafft, darf er bis 30. Juni 2007 auf der Bank sitzen.
Derzeit ist Slomka auf Kurs. »So kann es weitergehen, dann sind wir froh«, kommentierte er den Aufwärtstrend seines Teams, das die Rückrunden-Tabelle vor dem FC Bayern (je 11 Zähler) anführt und sogar Gelb-Rot gegen Fabian Ernst (66.) verkraften konnte.
Hertha hat in der Rückrunde vier Pünktchen eingesammelt. »Der Druck steigt«, hat der Brasilianer Marcelinho ausgemacht, der trotz Warnung des Trainers gegen Schalke mitmachen durfte. Den auffälligen roten Irokesenschnitt hat Marcelinho gegen eine graue Kurzhaar-Frisur getauscht. Bis auf die Vorbereitung zum 1:1 durch Alexander Madlung (33.) agierte Marcelinho auch so: grau und unauffällig. »Man muss sich gedulden«, mahnte der 30-Jährige.
Mit wie viel Geduld Götz noch rechnen kann, weiß in Berlin niemand. Auf den Rängen wurden schon deutliche Plakat-Botschaften an Coach und Manager gerichtet. Dieter Hoeneß wollte von einer Trainerdiskussion jedoch nichts wissen: »Daran beteiligte ich mich nicht.« Dem Manager ist wohl bewusst, dass er selbst das Team mit zusammen stellte, mit dem Götz seit dem 4. Dezember einem Erfolg hinterher hetzt.
»Vielleicht wäre weniger reden und mehr arbeiten besser«, riet Christian Fiedler. Der Torwart konnte die Treffer von Gerald Asamoah (6.) und Zlatan Bajramovic (45.+2) nicht verhindern, weil die Berliner »Notabwehr« in den entscheidenden Szenen patzte.

Artikel vom 20.02.2006