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Die Bremer
zeigen ihr
wahres Gesicht

In Dortmund hilft auch Glück

Dortmund (dpa). Ein positives Signal zur rechten Zeit vertrieb die negative Stimmung. Rechtzeitig vor dem Achtelfinal-Hinspiel von Werder Bremen am Mittwoch in der Champions League gegen Juventus Turin hellte sich die Miene von Thomas Schaaf merklich auf.
»Biss, Willen, Entschlossenheit - alles, was der Mannschaft in den letzten Wochen gefehlt hat, hat sie heute gezeigt«, lobte der Werder-Trainer nach dem 1:0 bei Borussia Dortmund. Von seiner Verbitterung über die Schlappe am Spieltag davor gegen den 1. FC Kaiserslautern war nur wenig geblieben.
Der sechste Auswärtssieg sorgte für Erleichterung, verstellte jedoch ein wenig den Blick für die Realitäten. Nur der fahrlässige Umgang der Dortmunder mit ihren zahlreichen Torchancen machte die gelungene Generalprobe für die Reifeprüfung gegen den italienischen Rekordmeister möglich. Zwar tappte der BVB sage und schreibe 20 Mal in die Abseitsfalle, allerdings profitierte er bei diversen hochkarätigen Möglichkeiten auch von der mangelhaften Abstimmung in der Werder-Abwehr bei dieser taktischen Variante.
Dank des Siegtreffers von Ivan Klasnic (37.) sahen die Bremer großzügig über diese Schwäche hinweg. Auch für Klaus Allofs überwogen die positiven Aspekte. »Natürlich gibt es noch viele Dinge, die wir verbessern müssen. Aber insgesamt hat die Mannschaft heute ihr wahres Gesicht gezeigt«, sagte der Sportdirektor.
Vor allem in den ersten 20 Minuten der Partie deuteten die Bremer an, wie den Italienern beizukommen ist. Mit ansehnlichen Kombinationen, ständigen Positionswechseln im Angriff und einem dominanten Mittelfeld ließen sie den Borussen kaum Zeit zum Atem holen. Zudem dürfte die Rückkehr von Torjäger Miroslav Klose, der in Dortmund noch nicht im Kader stand, für zusätzlichen Schub sorgen. Torhüter Tim Wiese ist vor dem Duell mit Juve nicht bange: »Viele hatten uns nach dem letzten Spieltag bereits abgeschrieben, aber wir haben Moral bewiesen. Das bedeutet viel für die Partie am Mittwoch.«
Von ähnlichen Europacup-Erlebnissen dürfen die Dortmunder derzeit nur träumen. Zum wiederholten Mal verpassten sie den möglichen Sprung auf Rang fünf. Zwei Pfostenschüsse und die fehlende Kaltschnäuzigkeit der seit Wochen glücklosen Angreifer Ebi Smolarek, David Odonkor und Salvatore Gambino brachten das Team um einen verdienten Punkt.
Noch ist die Qualifikation für den UEFA-Cup bei nur einem Punkt Rückstand auf Rang fünf ein realistisches Ziel. Entsprechende Zusatzeinnahmen würden Hans-Joachim Watzke auf seinem Weg zur Sanierung des Clubs mächtig weiterhelfen. Nicht zuletzt deshalb machte er deutlich, was er von den Profis in den kommenden beiden Spielen in Bielefeld und gegen Mainz erwartet: »Da beißt die Maus keinen Faden ab, jetzt müssen zwei Siege her.«

Artikel vom 20.02.2006