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Lautern lebt noch einmal auf

Die Situation im Liga-Keller: Die Arminen sind bisher nur »Randfiguren«

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bielefeld (WB). Als ob er es geahnt hätte. Trotzdem wurde Wolfgang Wolf ein wenig belächelt, als der Trainer des 1. FC Kaiserslautern seiner Mannschaft die Möglichkeiten der Rettung aufzeigte: »Wir müssen eben mal auswärts punkten, wenn keiner mit uns rechnet.«

Wohl niemand außerhalb der Pfalz hätte geglaubt, dass auf diese Worte tatsächlich das Wunder beim SV Werder folgte: 2:0 siegte der Abstiegskandidat beim Champions League-Asprianten. Und nun haben die anderen Kellerkinder auch wieder Kaiserslautern am Hals. Waren die nicht schon längst weg vom Fenster?
Aber wer einen Verein zu früh abschreibt, den bestraft die Tabelle. Sogar die Laterne sind die Lauterer schon los geworden, weswegen der auf Rang 18 abgeschobene 1. FC Köln an diesem Samstag sein Herz wahrscheinlich an den DSC Arminia verschenkt. Einen Rückschlag im eigenen Stadion gegen die Ostwestfalen könnte der FCK kaum verkraften, sowas würde ihm den gerade erst erworbenen Mumm gleich wieder nehmen. So gesehen spielen die Bielefelder auf dem Betzenberg nicht nur für sich allein, sondern auch für die Interessen eines anderen. Obwohl ihnen selbst das egal ist.
Aber was denken die noch nicht ganz so schlimm wie Köln durchgereichten Duisburger, Nürnberger, Mainzer und Wolfsburger über diese Partie? Für sie könnte ein FCK-Sieg eine annehmbare Alternative sein. Damit würden sie die Bielefelder Verlierer im Auge behalten. Und ein engeres Zusammenrücken in der Gefahrenzone wäre die Folge. Bisher sind die Arminen hier nur Randfiguren.
Erledigt ist noch keiner, das war im Vorjahr anders. Da setzten sich Hansa Rostock und der SC Freiburg frühzeitig ab - nach unten. Sieglos, aussichtslos, chancenlos. In dieser Saison hätte es ähnlich laufen können. Köln wartet schon seit 16 Spielen auf einen Erfolg, Kaiserslautern gewann im selben Zeitraum auch nur zweimal.
Trotzdem geben beide nicht auf. »Wir leben noch«, stellte FCK-Kapitän Marco Engelhardt nach der Reanimationsmaßnahme in Bremen fest. Auch Köln kämpft verbissen. »Wir kommen mit kleinen Schritten voran«, sagt Trainer Hanspeter Latour. Statistisch brachte dies zuletzt: drei Partien, drei Remis, drei Punkte. Damit es mit Latour nicht retour in die 2. Liga geht, empfiehlt es sich allerdings dringend, die im September begonnene Serie der Sieglosigkeit zu beenden. Der letzte, der die »Geißböcke« gewinnen ließ, war Mönchengladbach. Nun treffen sich die Nachbarn im Borussia-Park wieder. Höchste FC-Zeit, Erinnerungen an den vergessenen Erfolg in grauer Vorzeit aufzufrischen. Latour will im Derby »drei bis vier Prozent mehr Emotionen sehen.« In dieser Situation sicher nicht zuviel verlangt.
Ein direktes Duell im unteren Drittel liefern sich Nürnberg und Wolfsburg. Beide haben in Alarmstimmung die Trainer gewechselt. Das vermeintliche Allheilmittel schlug beim »Club« zunächst gut an, die Niederlage gegen Frankfurt tat jedoch weh, während die beim FC Bayern tolerabel war. Nürnbergs Ex-Coach Klaus Augenthaler sitzt nun auf der VfL-Bank, was jedoch noch nicht zum Beseitigen der Auswärtsschwäche beitrug. Wolfsburg bietet einen in der Liga gern gesehenen Punktezustelldienst für Heimmannschaften. Klappt's auch im Frankenstadion nicht, darf bei den »Wölfen« schwer gezittert werden.
Die Bundesliga blickt jedenfalls mit Spannung ins Kellergeschoss. Wenn es an der Spitze schon zum Gähnen ist, muss es doch wenigstens am Ende aufregend werden.

Artikel vom 18.02.2006