16.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Große Momente
Rund
um die
Ringe
Von Friedrich-Wilhelm Kröger

Das sind Momente, die sich vielleicht mal zum Erzählstoff für Enkelkinder entwickeln. Der Abfahrerin Petra Haltmayr war so ein großer olympischer Augenblick vergönnt. Mit der Startnummer 19 sauste sie auf ihren Skiern in Sestriere zu Tale, und weil bis dahin niemand schneller den Berg hinab eilte als sie, durfte die Rennläuferin aus Rettenberg als Führende im Zielraum verweilen.
Dafür ist immer ein besonderes Fleckchen vorgesehen, bekannt auch vom Skispringen oder Rodeln. Wäre dieser Aufenthaltsort für Spitzenreiter mit Türen versehen, ließe sich feststellen: Hier geben sich die Athleten die Klinke in die Hand. So erging es auch der Deutschen. Die Schweizerin Nadja Styger löste sie kurze Zeit später schon wieder ab.
Beide wussten, dass ihnen die Favoriten noch folgen, trotzdem träumten sie wohl doch ein wenig von der Medaille, weil ja auch erwartete Siegläufer einen schlechten Tag haben können.
Den persönlichen Patzer fürchtet jeder, ebenso wie eine Ecke im Eis, eine Welle auf der Piste, Wind am Schießstand oder sonst eine Widrigkeit, die unvorhersehbaren Einfluss nimmt auf die Entscheidung. Nur Biathlon bietet dabei die Möglichkeit, alles richtig zu machen und doch alles falsch. Die Norwegerin Gunn Margit Andreasson räumte alle Scheiben ab, allerdings hatte sie ihre Flinte auf die weißen Kreise nebenan gerichtet. Vermutlich wird sie sich gefragt haben: Warum ich? Und warum bei Olympia? Immerhin bleiben ihr noch ein paar Rennen.
Der Amerikaner Jay Hakkinen hätte sich wohl verfluchen wollen für sein ebenfalls selbst zu verantwortendes Missgeschick. Wie er sich nach fünf Fahrkarten unwirsch vom Liegendschießen hoch rappelte und sein Gewehr mit dem Kolben auf den Boden rammte, sorgte beim Betrachter für einen kleinen Lacherfolg. Zu komisch, diese Bilder. Ganz getreu dem Olympischen Motto: Die Spiele müssen heiter sein.

Artikel vom 16.02.2006