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Bielefelder Schülerinnen außer Rand und Band

»Schrei Tour« der Teenie-Stars Tokio Hotel umjubelt

Von René Gast
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). »Zahnspangen und wilder Rock« - das sind die Zutaten, mit denen ein Konzert schon mal zum Kochen gebracht werden kann. Insbesondere dann, wenn das Objekt der Begierde Tokio Hotel heißt. Genau vier »kleinen« Jungs, die auf die Namen Bill, Tom, Gustav und Georg hören, versetzten ihre Anhängerschaft in einen Freudentaumel.

In der seit Monaten ausverkauften Seidenstickerhalle herrschte von Beginn an eine brodelnde Stimmung, die der gemeiner Punk-Konzerte in nichts nachstand. Mit ohrenbetäubendem Jubel übertönte die signifikant weibliche Fanschar komplett die ersten Minuten des Auftrittes ihrer Helden. Und so war die alsbald präsentierte Single des gleichnamigen Albums »Schrei« symptomatisch für den gesamten Abend. Vanessa, ein Fan aus dem Publikum, wurde von Sänger Bill eigens bei diesem Stück ausgewählt, um mit ihm die letzten Zeilen zu performen.
Nicht nur mit diesem Song, sondern auch mit Stücken wie »Leb die Sekunden« wurden Rock-Klischees bedient. Der druckvolle Sound aus den Boxen, den das Schlagzeug im Zusammenspiel mit den Gitarren lieferte, schien nicht gerade wie gemacht für die Ohren kleiner Mädchen und Heranwachsender.
Mit »Durch den Monsun«, der schier unglaublich erfolgreichen Hit-Single der Band, erschien das Phänomen Tokio Hotel auf der Bildfläche. Gerade dieser Überhit war es, der nach all den Kreischtiraden nochmals die strapazierten Stimmbänder der Fans beanspruchte, damit jede Zeile hingebungsvoll, im Gleichklang mit ihren Helden, gesungen werden konnte.
Wenn gerade einmal bis unter die Volljährigkeit gereifte Buben bereits über ihre Karriere sinnieren, dann lässt sich bestenfalls erahnen, wie sehr der Erfolg von Tokio Hotel im Zeitraffer verlief. Wo das noch hinführt, und inwieweit die Band - und ihre Fans mit ihr - wachsen, bleibt abzuwarten. Wie die Band sich jedoch in dieser kurzen Zeit zu einem bislang so nicht da gewesenen Phänomen entwickelte, ist schier beeindruckend.
Mit schwenkenden Armen, glücklichen Gesichtern, wenn auch heiseren Stimmen, ging schließlich ein Konzertabend zu Ende, der offenbar keine Wünsche offen ließ. Das ein oder andere fassungslose Gesicht unter den Eltern, die derartige Ausbrüche ihrer Sprösslinge so nicht erwartet hätten, inklusive. Seite OWL

Artikel vom 14.02.2006