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Strukturwandel
im Einzelhandel

50 Anfragen für neue Verkaufsflächen

Bielefeld (bp). Gleich zwei Untersuchungen sollen von der Stadt in Auftrag gegeben werden. Ziel von beiden: als Steuerungsinstrumente für die Verwaltung zu dienen. Das hört sich sperrig an, die Mitglieder des Umwelt- und Stadtentwicklungsausschusses erhoffen sich aber auf Dauer neue Erkenntnisse von einer »gesamtstädtischen Einzelhandelsuntersuchung« und einem »Masterplan Wohnen«.

Vom »Masterplan Wohnen« verspricht man sich Handlungsempfehlungen für den Wohnungs- und Baumarkt der Zukunft. Der Wohnungsmarktbericht, der in Bielefeld alljährlich erarbeitet wird, biete eine gute Grundlage, mit einbezogen werden soll auch die Wohnungswirtschaft. Kosten: 10 000 Euro.
Die Einzelhandelsuntersuchung, deren Erstellung ausgeschrieben werden soll und an deren Kosten sich auch der Einzelhandelsverband beteiligen will, soll, so Bodo Temmen, Abteilungsleiter Stadtentwicklung, »Versorgungsbereiche definieren und abstecken«, also festlegen, wo noch zusätzlicher Handel möglich ist und wo nicht. Voraussetzung sei eine vollständige Bestandsaufnahme, denn die letzte Untersuchung liege bereits elf Jahre zurück. Temmen erklärte, dass allein im Jahr 2005 bei der Stadt Bielefeld 50 Anfragen, Anträge und Voranfragen zur Schaffung von 46 000 zusätzlichen Quadratmetern Verkaufsfläche eingegangen seien.
Rainer Hahn (Grüne) und Hartmut Meichsner (CDU) forderten, im Ergebnis müsse eine solche Einzelhandelsuntersuchung in ein Steuerungsinstrument münden, dass es der Verwaltung ermögliche, neue Ansiedlungen zu verhindern. Meichsner fragte: »Wie kann aber verhindert werden, dass sich weitere Großmärkte im Speckgürtel von Bielefeld ansiedeln?«
Erstellt werden soll zudem eine exakt auf Bielefeld zugeschnittene Sortimentsliste, die etwa Möbelhäusern vorschreibt, was sie verkaufen dürfen und was nicht. Bodo Temmen: »Bislang haben wir uns immer auf die NRW-weit gültige Liste berufen, aber Bielefeld benötigt eine eigene Aufstellung.« Dezernent Gregor Moss ergänzte: »Man kann die Randsortimente nicht über einen Kamm scheren.« Sie richteten sich auch nach dem, was es in den Innenstädten bzw. Stadtteilzentren zu kaufen gebe.
Moss sprach von einem »anhaltenden Strukturwandel im Einzelhandel« und der Notwendigkeit, einen Orientierungsrahmen zu schaffen. Die gravierendsten Veränderungen in den letzten Jahren hätten sich seiner Ansicht nach durch das teilweise Verschwinden von so genannten Nahversorgern ergeben - vergleichsweise kleinen (Lebensmittel-)Läden, die der Konkurrenz von Discountern auf der »grünen Wiese« nicht länger gewachsen waren.

Artikel vom 15.02.2006