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332-Meter-Fanbrief bleibt ungelesen

Management der Band »Tokio Hotel« weist den Liebesbeweis von vier Mädchen vorerst ab

Von Markus Poch
(Text und Fotos)
Senne/Bielefeld (WB). Er ist 332 Meter und 24 Zentimeter lang und damit möglicherweise der längste Fanbrief aller Zeiten. Doch seine Adressaten wird er vielleicht niemals erreichen Enttäuscht haben vier Bielefelder Mädchen gestern auf die abweisenden Worte des Managements der Popband »Tokio Hotel« (»Durch den Monsun«) reagiert.

Der in seiner Länge rekordverdächtige Fanbrief ist eine große Papierrolle von beinahe sechs Kilogramm. Angereichert mit vielen Collagen, Gedichten, Beurteilungen, Lebensgeschichten und persönlichen Fotos, sollte er ein besonderes Geschenk an die vier Magdeburger Jungs Bill, Tom, Georg und Gustav sein, die derzeit in Deutschland tausenden von Teenagern den Kopf verdrehen. Im Dezember 2005, seit Christina Brinkmann, Edith Fissenebert, Nadine Tanz und Sonja Friedrich ihre Musikstars in der Halle Münsterland erstmalig live erlebt hatten, tüftelten und bastelten sie an ihrem Liebesbeweis. Initiatorin Christina Brinkmann (14) aus dem Senner Ortsteil Windflöte hatte sich vorgestellt, das Kunstwerk zusammen mit ihren Freundinnen vor dem gestrigen Gastspiel der Band in der Seidenstickerhalle zu überreichen. Ihr Vater hatte eine entsprechende Anfrage an das Management der Band auf den Weg gebracht. Bis gestern Mittag freuten sich die vier Mädchen noch auf den möglicherweise ergreifendsten Augenblick ihres Lebens, doch dann kam die Absage. »Die Band wolle den Brief hier in Bielefeld nicht entgegen nehmen, teilte uns ein Sprecher mit«, sagt Detlef Brinkmann (48). »Vielleicht soll es zu einem späteren Zeitpunkt in einer anderen Stadt während der ÝSchrei-TourÜ zur Übergabe kommen.« Bei den vier Mädchen machte sich dennoch eine Mischung aus Enttäuschung und Frust breit. Spontan formulierten sie ihre verletzten Gefühle auf einem Schild, das sie vor dem Eingang der Seidenstickerhalle in die Höhe streckten: »Wir haben die 332 Meter Fanbrief, und Ihr wollt sie nicht!« Mutter Marion Brinkmann (45), die die wochenlange Vorfreude ihrer Tochter hautnah miterlebte, hat indes eingelenkt: »Und wenn die Übergabe beim Konzert in München sein soll - ich würde die Mädchen dort hinbringen. Man ist nur einmal jung im Leben.«

Artikel vom 14.02.2006