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Hitzige Debatten um die Ostpolitik

RAF-Anschläge verunsichern die Nation


1970
30.1. bis 18.2. Staatssekretär Egon Bahr führt in Moskau mit Außenminister Andrei A. Gromyko Gespräche über Gewaltverzicht.
13.2. Bei einem Brandanschlag vermutlich von arabischen Terroristen auf das Altersheim der Israelischen Gemeinde in München kommen sieben Menschen um.
19.3. Bundeskanzler Brandt und der Vorsitzende des Ministerrates der DDR, Willi Stoph, treffen sich in Erfurt. Die stürmische Begrüßung macht das Treffen zu einem politischen Ereignis.
10.4. In einer Pressekonferenz erklärt Paul McCartney seine Trennung von der Gruppe »The Beatles«.
16.4. In Wien beginnen amerikanisch-sowjetische Verhandlungen über die Begrenzung strategischer Waffen.
14.5. Der im Oktober 1968 wegen Kaufhaus-Brandstiftung verurteilte Andreas Baader wird unter Mitwirkung von Ulrike Meinhof befreit. Dabei wird ein Justizbeamter lebensgefährlich verletzt. Die Gewalttat gilt als Geburtsstunde der terroristischen Bewegung Rote Armee Fraktion (RAF).
21.6. Bei den Fußballweltmeisterschaften in Mexico-City wird Brasilien 4:1 gegen Italien Fußballweltmeister. Deutschland WM-Dritter.
31.7. Das Wahlalter wird auf 18 Jahre herabgesetzt.
11. bis 13.8. Bundeskanzler Brandt besucht die Sowjetunion und unterzeichnet am 12. August den deutsch-sowjetischen Vertrag.
26.8. Das CDU-Präsidium bekräftigt die Bedenken der Partei gegen die Ostpolitik der Bundesregierung.
5.9. Beim Training zum Großen Preis von Italien verunglückt der führende Formel-I-Rennfahrer Jochen Rindt (1942 bis 1970) tödlich. Rindt wird nachträglich zum Formel-I-Weltmeister erklärt.
18.9. Der Rockmusiker Jimi Hendrix (1942 bis 1970) stirbt an einem Mix aus Alkohol und Schlaftabletten. 29.9. Innerhalb weniger Minuten erbeuten Mitglieder der Baader-Meinhof-Bande bei drei Banküberfällen in West-Berlin 200 000 Mark.
4.10. Die Rocksängerin Janis Joplin stirbt in Los Angeles an einer Überdosis Heroin.
23.10. Mit der Premiere des als Aufklärungs-Film bezeichneten »Schulmädchen-Report« beginnt eine Sexfilmserie mit 13 Folgen.
10.12. Der Literaturnobelpreis geht an den russischen Schriftsteller Alexander Solschenizyn. Er nimmt den Preis nicht persönlich entgegen, da er befürchtet, nach den Feierlichkeiten nicht mehr in die Sowjetunion zurückkehren zu können.
18.12. Einstellung des »Contergan«-Prozesses gegen einzelne Angestellte der Firma Chemie Grünenthal GmbH.


1971
21.1. Der Bundesgrenzschutz berichtet, dass die DDR die deutsch-deutsche Grenze mit neuen Maßnahmen, wie der Verlegung von mehr als zwei Millionen Minen und mehr als 80 000 Kilometer Stacheldraht, abgesichert habe.
24.1. Die ersten Aussiedler aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten treffen gemäß dem Warschauer Vertrag im Westen ein.
7.2. In der Schweiz wird durch Volksabstimmung das volle Wahlrecht für Frauen auf Bundesebene eingeführt.
8.2. Soldaten mit längeren Haaren müssen ein Haarnetz tragen. Verteidigungsminister Schmidt erhält den »Orden wider den tierischen Ernst«.
11.3. Mit »Und Jimmy ging zum Regenbogen« beginnen Verfilmungen von Romanen Johannes Mario Simmels.
3.5. Walter Ulbricht tritt aus Altersgründen vom Amt des Ersten Sekretärs des Zentralkomitees zurück. Nachfolger wird Erich Honecker.
6.6. 374 Frauen geben im »Stern« bekannt: »Wir haben abgetrieben.«.
13.9. Der PEN-Club wählt Heinrich Böll als ersten Deutschen zum Präsidenten.
26.9. Die Bundesbahn setzt Intercity-Züge (IC) ein.
4./5.10. Rainer Barzel wird neuer CDU-Vorsitzender, Stellvertreter Helmut Kohl.
29.11. Rainer Barzel wird Unions-Kanzlerkandidat.
10.12. Willy Brandt erhält den Friedensnobelpreis.


1972

23.1. Erste »Sendung mit der Maus«.
24.4. Die sozial-liberale Koalition verliert mit dem Austritt von Wilhelm Helms aus der FDP die absolute Mehrheit im Bundestag.
27.4. Im Bundestag scheitert ein Konstruktives Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Brandt. Der Antrag verfehlt um zwei Stimmen die absolute Mehrheit.
15.5. In Karlsruhe explodiert das Auto des Bundesrichters Wolfgang Buddenberg. Der Bundesrichter ist mit Ermittlungen gegen die Baader-Meinhof-Gruppe beschäftigt.
17.5. Die CDU/CSU-Fraktion entscheidet sich bei der Abstimmung über die Ostverträge für Enthaltung. 1.6. Die RAF-Terroristen Andreas Baader, Holger Meins und Jan Carl Raspe werden nach einem Schusswechsel festgenommen.
7.6. Die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin wird in Hamburg verhaftet.
15.6. Die RAF-Terroristin Ulrike Meinhof wird in Hannover festgenommen.
16.8. Die Verhandlungen zu einem Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der DDR beginnen.
5./6.9. Mitglieder der arabischen Organisation »Schwarzer September« verüben im Olympischen Dorf in München ein Attentat auf die israelische Olympiamannschaft. Bei dem Anschlag und einem Befreiungsversuch werden elf Israelis, ein deutscher Polizist und fünf Terroristen getötet.
29.10. Arabische Terroristen entführen einen Lufthansa-Jet. Geiseln werden gegen drei Attentäter ausgetauscht. 21.12. Der Bundesminister Egon Bahr und der Staatssekretär der DDR, Michael Kohl, unterzeichnen den Grundlagenvertrag.

Artikel vom 15.03.2006