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Profiliert mit der Ostpolitik

Autorität über Rücktritt hinaus


Als Regimegegner musste Willy Brandt vor den Nazis fliehen, was ihm in der Nachkriegszeit vorgeworfen wurde. Als Regierender Bürgermeister von Berlin und besonders durch sein Auftreten in der Berlin-Krise gewann er an Profil. Mit der von ihm betriebenen Öffnung der SPD zur Volkspartei im Godesberger Programm trug Brandt wesentlich dazu bei, die Sozialdemokratie für neue Schichten »wählbar« zu machen.
Als Vizekanzler und Außenminister der Großen Koalition konnte Brandt bei der Vorbereitung eines westdeutschen Beitritts zum Atomwaffensperrvertrag und einer auf Verständigung ausgerichteten Ostpolitik Erfolge verbuchen - eine Weichenstellung für die Kanzlerschaft. Seine neue Ostpolitik gipfelte im »Warschauer Vertrag« mit Polen.
Für seine Entspannungsbemühungen in Europa wurde er 1971 mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Höhepunkt der neuen Deutschlandpolitik stellte der Grundlagenvertrag mit der DDR dar. Nicht nur in Deutschland löste sein überraschender Rücktritt 1974 im Zusammenhang mit der Guillaume-Affäre Betroffenheit aus.
Brandts Autorität in der SPD blieb unumstritten; fast zehn Jahre später verfocht er noch das »Nein zur Nachrüstung«. Brandt starb am 8. Oktober 1992.

Artikel vom 15.03.2006