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Der Ökonom und Hanseat

Respekt vor dem »Macher«


Helmut Schmidt war als begnadeter Redner Vertreter einer jungen Generation, von der nur wenige den Krieg heil überstanden hatten. Das energische Eingreifen als Innensenator während der Hamburger Hochwasserkatastrophe 1962 profilierte ihn als Krisenmanager. Unter dem Verteidigungsminister Schmidt wur-den 1969 bis 1972 einschneidende Veränderungen an der Spitze der Bundeswehr vorgenommen. Obwohl seine Kanzlerschaft im Schatten einer Wirtschaftsrezession stand, verschaffte seine Stabilitätspolitik dem Diplomvolkswirt internationale Anerkennung. Er genoss im Ausland hohes Ansehen. Wegen seiner guten Beziehungen zum französischen Präsidenten Giscard dÔEstaing erwartete man von ihm die Lösung schwieriger Probleme. Als größte innenpolitische Herausforderung erwies sich die Bekämpfung des Terrorismus 1977, die ein Höchstmaß an Umsicht im politischen Handeln erforderte. Nach dem Sturz Schmidts durch ein konstruktives Misstrauensvotum, hervorgerufen durch immer heftiger werdende koalitions- und parteiinterne Auseinandersetzungen in finanz- und sicherheitspolitischen Fragen, nicht zuletzt über den NATO-Doppelbeschluss, verzichtete Schmidt allein gelassen von der eigenen Partei auf eine erneute Kanzlerkandidatur.

Artikel vom 15.03.2006