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Geiselnehmer drohen mit Mord

Entführer im Irak sprechen in Videobotschaft von »letztem Signal«

Kairo/Leipzig (dpa/Reuters). Die Entführer der beiden im Irak gekidnappten Ingenieure aus Leipzig haben in einem neuen Video abermals mit der Ermordung ihrer Geiseln gedroht.
Mit einer Mahnwache gedachten auch gestern Cryotec-Geschäftsführer Peter Bienert und der Pfarrer Christian Führer (rechts) der im Irak entführten deutschen Ingenieure vor der Leipziger Nikolaikirche.

Der arabische Nachrichtensender Al-Arabija, der das Video gestern Abend ausstrahlte, erklärte, die Entführer hätten aber keine konkreten neuen Forderungen gestellt und auch keine Frist gesetzt. Die Geiselnehmer sprachen von einem »letzten Signal«.
In dem Video sind René Bräunlich (32) und Thomas Nitzschke (28) zu sehen, die schweigend und mit ernsten Gesichtern ihre Ausweispapiere in die Kamera halten. Hinter den beiden Geiseln stehen vier Vermummte, drei davon mit Waffen im Anschlag. Einer richtete die Mündung seines Maschinengewehrs auf den Kopf Bräunlichs. Der vierte Geiselnehmer verlas eine Erklärung, in der dem Fernsehbericht zufolge von einem »letzten Ultimatum« die Rede war. Al-Arabija berichtete nicht von einer konkreten Frist. Der Ton des Videobandes war bei Al-Arabija nicht zu hören. Eine Sprecherin des Senders erklärte nur, die Geiselnehmer hätten gedroht, die beiden Männer zu töten. Das Video zeigt als Aufnahmedatum den vergangenen Samstag.
Die Geiselnehmer hatten in einem früheren Videoband gedroht, die Geiseln zu töten, falls die Bundesregierung nicht alle Kontakte zu der irakischen Übergangsregierung abbrechen sollte. Die Bundesregierung hatte in den vergangenen Wochen mehrfach erklärt, sie habe sich bislang vergeblich um Kontakt zu den Entführern bemüht.
Nitzschke und Bräunlich waren am 24. Januar in der nordirakischen Stadt Baidschi entführt worden, wo sie für ihren Arbeitgeber einen Auftrag in einer Fabrik ausführen sollten. Ob es den Entführern wirklich um politische Forderungen oder um Lösegeld geht, ist immer noch unklar.
Die Lebensgefährtin von René Bräunlich reagierte mit Betroffenheit auf das neue Video der Geiselnehmer. »Es ist immer noch der gleiche Schock«, sagte Sindy Brost gestern Abend. Die 29-Jährige hatte zuvor an der Mahnwache an der Nikolaikirche teilgenommen. Das Video sei zugleich aber auch ein Lebenszeichen, sagte Brost.
Mit einer weiteren Mahnwache bekundeten gestern in Leipzig knapp 400 Menschen wieder ihre Solidarität mit den beiden Irak-Geiseln. Freunde und Arbeitskollegen wollen so lange Mahnwachen initiieren, bis sie wieder frei sind. Bei dem Friedensgebet in der Nikolaikirche verlas Pfarrer Christian Führer Anteil nehmende Briefe aus ganz Deutschland. Auch Führer sieht in der neuen Videobotschaft mit den Irak-Geiseln ein Zeichen der Hoffnung. »Die beiden leben noch«, sagte er im Anschluss an die Mahnwache. Er werte die Aufnahme zudem als Zeichen der Gesprächsbereitschaft. »Wenn der Dialog ins Laufen gekommen ist, haben wir Hoffnung, dass es zu einem guten Ende kommt«, sagte Führer.

Artikel vom 14.02.2006