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Drei Kinder und sechs Filme

Isabella Rossellini beschreibt ihre »komplizierte Familiengeschichte«

Berlin (dpa). Isabella Rossellini, Tochter von Hollywoodstar Ingrid Bergman (»Casablanca«) und des italienischen Regisseurs Roberto Rossellini, will ihre »komplizierte Familiengeschichte« nicht missen.

Ihre Eltern seien zwar »Mythen«, doch dahinter verberge sich eine wechselvolle »Familienaffäre mit vielen Scheidungen und vielen Kindern«, sagte die 53-jährige Schauspielerin gestern bei der Vorstellung eines Buches über ihren Vater am Rande der Berlinale. Aus der Ehe ihrer Eltern seien »drei Kinder und sechs Filme« entstanden. Insgesamt hatte ihr Vater sieben Kinder aus vier Ehen.
Im Erinnerungsband »Im Namen des Vaters, der Tochter und der heiligen Geister« (Verlag SchirmerGraf) zeichnet Rossellini das Verhältnis zu ihrem Vater Roberto nach, der mit Filmen wie »Rom, offene Stadt« und »Stromboli« einer der bedeutendsten Filmregisseure des 20. Jahrhunderts war. Das Buch und der Film »My Dad is 100 years old«, für den sie das Drehbuch schrieb, seien eine Hommage an ihren Vater, der am 8. Mai 1906 geboren wurde und 1977 starb.
Zu den schönsten Erinnerungen an ihren Vater gehöre sein großer Bauch. »Er wäre gerne eine Frau gewesen, um schwanger werden zu können«, sagte Rossellini. Immer wieder hätten sie als Kinder mit ihrem Bruder Roberto und ihrer Zwillingsschwester Ingrid auf dem Bauch ihres Vaters getobt. »Er spielte die Muttersau, und wir waren die Ferkel.«
Die Liebesaffäre und spätere Ehe ihrer Eltern lösten in den USA einen Skandal aus, als Bergman nach Italien zog und in Amerika eine Tochter aus einer früheren Beziehung zurückließ. Die Ehe zwischen Bergman und Rossellini hielt sieben Jahre und wurde 1957 geschieden. Zusammen mit Bergman drehte Rossellini unter anderem den Film »Stromboli« (1950).
Isabella Rossellini kam nach einer Karriere als Reporterin für das italienischen Fernsehen und als Fotomodell 1976 zum Kino. Sie war unter anderem mit dem Regisseur Martin Scorsese verheiratet. Aus der 1983 geschlossenen Ehe mit dem Dressman Jonathan Wiedemann wurde Tochter Elettra geboren.
Mit Betroffenheit und zurückhaltendem Applaus wurde gestern der zweite deutsche Beitrag im Wettbewerb der 56. Berlinale aufgenommen. Zu sehen war Matthias Glasners knapp dreistündiges Drama »Der freie Wille«. Jürgen Vogel spielt darin einen Vergewaltiger, der nach neun Jahren Haft aus dem Maßregelvollzug entlassen wird und nun ein »normales« Leben führen will. Als er sich in eine Frau verliebt, muss er erneut gegen seinen krankhaften Trieb kämpfen.
Insgesamt vier deutsche Filme sind dieses Jahr im Rennen um den Goldenen Bären. Nach Glasners »Der freie Wille« und Oskar Roehlers »Elementarteilchen« gehen noch Hans-Christian Schmids Film »Requiem« und Valeska Grisebachs »Sehnsucht« an den Start. Am kommenden Samstag werden die Berlinale-Gewinner verkündet.

Artikel vom 14.02.2006