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Nur ein Spiel Sperre für Müller

DFB sieht unsportliches Verhalten

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Das Fax aus der DFB-Zentrale nahm René Müller gestern Mittag als Erster im Empfang. Der Besucher auf der Geschäftsstelle des Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07 war danach »absolut erleichtert«: Der Kontrollausschuss beantragte für den Kapitän nur ein Spiel Sperre.
Sekunden vor einem Foul: Hier wird René Müller vom Ahlener Madza gefällt. Foto: Hörttrich

Die endgültige Entscheidung fällt das DFB-Sportgericht zwar erst im Einzelrichterverfahren, doch dem Antrag der Anklage wird in der Regel entsprochen. »Das ist eine sehr positive Nachricht«, war Müller hochzufrieden.
Ausschlaggebend für die Mindestsperre war der Sonderbericht von Schiedsrichter Wolfgang Walz. Der hatte die »Attacke« des 31-Jährigen gegen Ahlens Mittelfeld-Mann Ralf Keidel, die von seinem Assistenten Michael Emmer gesehen worden war, als »Bodycheck« beschrieben und nicht als Tätlichkeit bewertet. Der Kontrollausschuss stimmte dem Urteil des Unparteiischen nach Studium der TV-Bilder zu und stellte in der Begründung fest: »Das Fehlverhalten Müllers hat nicht die Intensität einer Tätlichkeit und ist deshalb als unsportliches Verhalten zu ahnden.«
Für Paderborns ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Rainer Waltert hat Müller riesiges Glück gehabt. »Paderborn führt 2:0, der Junge macht ein Riesenspiel und schießt zwei Tore. Warum ist er dann so dämlich und rempelt seinen Gegenspieler um?«, fragte sich der 65-Jährige, der sich die Szenen erst am Sonntagabend im Fernsehen zum ersten Mal angeschaut hatte. Ähnlich sah es auch Paderborns Trainer Jos Luhukay: »René hat zwar keine Tätlichkeit begangen, aber ein Spieler mit seiner Erfahrung muss in so einer Situation viel ruhiger bleiben.«
Eine schlüssige Erklärung konnte Müller gestern selbst nicht liefern. »Ich wollte Keidel nur den Weg versperren«, versuchte Paderborns Torjäger die Situation als »taktisches Foul« zu beschreiben. »Es war auf jeden Fall eine sehr grenzwertige Sache«, meinte Geschäftsführer Michael Born.
Damit fehlt René Müller »nur« am Sonntag im Heimspiel gegen Hansa Rostock, doch gerade gegen den Erstliga-Absteiger sind die personellen Probleme der Paderborner schon groß genug. Innenverteidiger Markus Bollmann (fünfte Gelbe Karte) und Außenverteidiger David Fall (Gelb-Rot) sind ebenfalls gesperrt. Die Oberschenkelverletzung von Garry de Graf stellte sich nach einer Kernspintomografie gestern zwar »nur« als Muskelzerrung heraus, doch ob der Belgier bis Sonntag wieder einsatzbereit ist, wird sich frühestens am Donnerstag entscheiden. Solange setzt der 31-Jährige mit dem Training aus und wird nur behandelt.

Artikel vom 14.02.2006