21.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Traum vom ungebundenen Leben

Pop-Autor Andreas Mand schreibt über Liebe und Nachwuchskünstler

Von Hartmut Horstmann
Minden (WB). In einem Buch zur Geschichte der Pop-Literatur wird Andreas Mand als einer der wegweisenden deutschen Literaten genannt. Der Autor, der seit einigen Jahren in Minden lebt, hat soeben einen neuen Roman veröffentlicht: »Paul und die Beatmaschine.«
Andreas Mand lebt seit einigen Jahren in Minden.

Das literarische Schaffen des 46-Jährigen ist eng verknüpft mit der Kunstfigur des Musikers Paul Schade. Im Stile eines Bildungsromans (allerdings ohne glückliches Ende) hat Andreas Mand Lebens-Stationen des heranwachsenden Herrn Schade zu Themen seiner Romane gemacht. Was 1982 mit dem Jugendroman »Haut ab« begann, wird in »Paul und die Beatmaschine« wieder aufgenommen.
Eigentlich ein romantisches Thema, übertragen in die Jetzt-Zeit: Es geht um das Sich-Zurechtfinden eines künstlerisch ambitionierten Menschen in einer Welt, die viele pragmatische Zwänge beinhaltet. Der Traum vom ungebundenen Boheme-Leben scheint für eine bestimmte Zeit Wirklichkeit zu werden, denn »Paul und die Beatmaschine« spielt in der Stipendiaten-Szene. Das Materielle ist geregelt, der Künstler erhält einen festen Betrag, wenn er sich den Bedingungen des Stipendiums fügt.
Da sind sie, die »Streber«, die mit aller Gewalt Modernen, die ewig neidvollen Besserwisser: Am Stipendiumsort kommen viele Nachwuchskünstler zusammen, und der Autor Andreas Mand, der diese Szenerie auf Grund eigener Erfahrungen kennt, gewährt interessante Einblicke. Großen Raum nehmen Beziehungsgeschichten ein, die die Handlung auch nach Berlin und Stockholm springen lassen.
Viel passiert, doch ihren besonderen Understatement-Ton erhält die knapp 200 Seiten umfassende Geschichte durch die bewusste Kargheit des Ausdrucks. Die Handlung besteht aus Kurz-Szenen, die Sprache ist gekonnt einfach. Metaphorisches Pathos ist des Autors Sache nicht. Und wenn eine den Verstand ausschaltende Leidenschaft gemeint ist, liest sich das so: »Wir hatten es ziemlich eilig, nach Hause zu kommen, und es war wahrscheinlich das erste Mal überhaupt, dass ich mein Rad in den Hof stellte, ohne es abzuschließen.«
Später wird Paul seine Gitarre an den Nagel hängen. Das Schade-Schicksal als Vater und Ehemann hatte der Autor Andreas Mand bereits in dem 2001 veröffentlichten Roman »Vaterkind« vorweggenommen. Von Liebe und Beatmaschine zum unfrohen Hausmann: Beide Bücher markieren unterschiedliche Stationen auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Wer sie vergleicht, kommt zu dem ernüchternden, wenngleich literarisch überzeugend gestalteten Ergebnis: Für den Künstler Paul Schade bedeutet die Ehe den Eintritt in die Freudlosigkeit. Schade!
Andreas Mand: Paul und die Beatmaschine. 189 Seiten. Maro Verlag. 12 Euro

Artikel vom 21.02.2006