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Bielefelder Bundesligabühne
setzt Boayke-Festspiele fort

Ghanaer erzielt beide Arminia-Tore beim 2:1-Sieg über Stuttgart

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Nein, schüttelt Isaac Boakye den Kopf, einen Schuhplattler-Kursus habe er während der Winterpause nicht belegt. Und eine alte afrikanische Tor-Tanz-Tradition sei es auch nicht, die er bei Bielefelds 2:1 über den VfB Stuttgart zwei Mal zum Besten gab. Aber mit dem Tänzchen, mit dem Boakye bisher jeden seiner vier Rückrundentreffer für Arminia feierte, habe er auch schon seine Tore für Asante Kotoko Kumasi zelebriert.

Willkommen in der Tanzschule Boakye: Auch Bernd Korzynietz hat sich schon angemeldet. Nach Boakyes erstem Treffer kam »Kozze« quer über den Platz gerannt, um mit Boakye dessen siebten Saisonstreich zu bejubeln. Und zwar nicht irgendwie, sondern tänzerisch. »Ja, sie versuchen tatsächlich schon, mit mir zu tanzen«, freut sich der 24-Jährige, seine Mitspieler inspiriert zu haben.
Und nicht nur das. Sie sind sogar bereit, Ghanas Nationalcoach Ratomir Dujkovic persönlich über Boakyes Torjägerqualitäten aufzuklären. Michael Fink zum Beispiel sieht in seinem Teamkollegen unbedingt einen kommenden WM-Teilnehmer und sagt deshalb: »Dujkovic kann mich gerne anrufen. Ich kann ihm mehr über Isaac sagen. Er spielt eine weltklasse Rückrunde.«
Etwas überraschend war Boakye für den Afrika-Cup nicht berücksichtigt worden. An dem stolzen Ghanaer hat das genagt und darum hätte es auch niemanden verwundert, wäre der sensible Stürmer in ein tiefes Loch gefallen, aus dem ihn Arminias Trainer Thomas von Heesen und der Rest der Mannschaft nur mit vereinten Kräften und auch nur unter größtem Kraftaufwand hätten heraushelfen können. Und dass sein engster Kumpel bei der Arminia, Sibusiso Zuma, vom südafrikanischen Verband die Einladung zur Kontinentalmeisterschaft erhalten hatte und Boakye zu Rückrundenbeginn darum in vielerlei Hinsicht nicht zur Seite stehen konnte, hätte die Situation zusätzlich verkomplizieren können.
Doch zum Glück kam alles anders. Und während Thomas von Heesen während der Pressekonferenz nach dem Sieg über Stuttgart äußerte, seit Rückrundenbeginn den Stürmer zu suchen, der am besten zu Isaac Boakye passt, überbrückt der Ghanaer die Zeit einfach mit etwas, was ihm am meisten Spaß macht: Tore schießen.
Davon profitiert Boakye selbst, weil seine Chance, bei der Weltmeisterschaft zu spielen, mit jedem Treffer steigt. Und davon profitiert Arminia, weil Boakye der einzige Stürmer ist, der zuverlässig Tore schießt. Fünf Pflichtspieltreffer (vier in der Liga, einer im Pokal) im Jahr 2006, alle durch Boakye.
»Gott hat seine Arbeit gemacht«, sagte der Stürmer nach seinem Doppelpack gegen Stuttgart. »Mit seiner Hilfe«, ist der Ghanaer überzeugt, »gelingt mir die Teilnahme an der Weltmeisterschaft. Ich glaube an Gott, er wird das für mich richten.« Seine Treffer haben Boakye neues Selbstvertrauen gegeben. Er sagt: »Jeder in Ghana hofft nur das Beste für die Nationalmannschaft. Aber auch weiß jeder, dass es ein Fehler war, mich nicht für den Afrika-Cup zu nominieren. Ich sollte besser in diesem Team sein, das ist meine ganz persönliche Meinung.«
Ein Sieg, zwei Niederlagen: Ohne Boakye war Ghana schon nach der Vorrunde ausgeschieden. Der Armine hatte sich die Spiele im Fernsehen angesehen und gelitten. Mit der Mannschaft, weil sie nicht gut spielte. Und darunter, ihr nicht helfen zu dürfen. Tore schießen und tanzen, daraus besteht seine Therapie. Boakye hat sich inzwischen selbst geholfen. Jetzt muss nur noch Ratomir Dujkovic einsehen, dass auch Ghana Boakyes Hilfe braucht.

Artikel vom 13.02.2006