13.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Wichtiger Sieg
für unseren DSC«

Kind des Westens Gast in der Arena

Von Michael Diekmann
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). »Klasse gemacht. Zwei tolle Tore«, sagt er und drückt Isaac Boakye die Hand. Das große Finale bei Michael Waldes Stadionbesuch steigt erst eine Stunde nach dem Abpfiff. Beim Verlassen der Arena trifft Walde den zweifachen Torschützen, der eingemummelt in dicker Jacke und Pudelmütze fast unbemerkt die Stätte seines Triumphes verlässt.

»Es war ein wirklich fantastischer Nachmittag«, freut sich Walde, den das WESTFALEN-BLATT bei seinem etwas anderen Besuch der SchücoArena begleitete: Haupttribüne statt Fanblock, Sitzplatz und VIP-Bereich statt Bratwurst am Eingang. Und dazu noch der heißbegehrte Heimsieg der Arminia über die Schwaben vom VfB Stuttgart. »Das war enorm wichtig für den Kopf«, unterstrich Walde nach der nervenaufreibenden zweiten Halbzeit und dem erlösenden Schlusspfiff nach einer Minute Nachspielzeit: »Glück gehabt, das Glück des Tüchtigen.«
Walde (53) ist ein Kind des Bielefelder Westens, aufgewachsen zwischen Nordpark und Alm. Seine Biografie ist typisch für viele Fünfziger im Nachkriegs-Bielefeld, die im Schatten der Alm als Kinder in den Sechzigern »wild kickten« und dem Verein bis heute tief verbunden sind. »Ich war von jeher Arminia-Fan«, erzählt Walde. Vielleicht lag es auch daran, dass Vater Helmut Walde, der erste Hausleiter des Mädchenheims am Nordpark, überzeugter VfB-Anhänger war: »Da war Opposition als Sohn doch Ehrensache.« VfB oder Arminia, damals eine Weltanschauung.
Walde, studierter Sozialarbeiter und Kaufmann, arbeitet heute als Einrichtungsleiter von Haus Eckehardt in Bethel, kümmert sich um 138 Hausbewohner und mehr als 140 Mitarbeiter, um wirtschaftliche und pädagogische Belange. Besuche in der SchücoArena sind selten geworden. Beim letzten Mal kümmerte er sich vornehmlich um das Arminia-Projekt, für Pateneltern zu werben. Um so mehr genießt es der Bielefelder, das Stuttgart-Spiel ganz in Ruhe anschauen zu können. Am Rande trifft er DSC-Vorstand Albrecht Lämmchen und Urgestein »Kitti« Hellweg. Fachmännisch kommentiert er die Spielzüge, erzählt nebenbei von persönlichen Fußballerinnerungen. »Ich war ein ganz passabler Spieler, finde ich«, gesteht Walde und berichtet von Jahren in der »Wilden Liga«.
Den Weg in eine Vereinsmannschaft des DSC (»Die Jungs spielten jeden Tag auf der Straße mit uns«) verbaute wie bei so vielen der Lauf der Zeit: Schule, Hobby, Musik - und mit 13 Jahren war der Zug abgefahren.
Jetzt, auf der Haupttribüne, hält es ihn kaum auf dem Sitz. Zwei schöne Tore von Boakye, eine sichere Hintermannschaft und sichere Kombinationen. Immer wieder schaut Michael Walde nach rechts, hinüber zu den Fans im Stehblock, zu ihrem Singen, ihren Fahnen und ihrem Schunkeln. Da wäre er jetzt lieber, das spürt man. Für ein Kind des Westens ist der Fanblock fast schon Pflicht.

Artikel vom 13.02.2006