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Steuerfahnder prüfen Versicherte

Finanzamt Hannover beschlagnahmt Vertragsdaten tausender Kunden


Frankfurt/Main (dpa). Die Finanzbehörden haben nach einem Zeitungsbericht auf der Suche nach Steuerhinterziehern verstärkt die Kunden deutscher Lebensversicherer ins Visier genommen.
Wie die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« (Samstagsausgabe) berichtet, hat das Finanzamt für Fahndung und Strafsachen Hannover Vertragsdaten einiger tausend Kunden der Hannoversche Lebensversicherung AG beschlagnahmt. Der Versicherer habe seine Kunden inzwischen darauf hingewiesen, dass die Daten voraussichtlich binnen sechs Wochen an die zuständigen Finanzämter weitergeleitet würden.
Dabei geht es um die Suche nach Schwarzgeldern, die aus dem Ausland zurückgeholt und bei Versicherern eingezahlt worden sind sowie um die Versteuerung von Auszahlungen.
Gemäß dem Schreiben der Versicherung seien von den Ermittlungen alle Kapital- und Rentenversicherungen betroffen, bei denen laufende Beitragszahlungen von 10 000 Euro, Einmalzahlungen von mehr als 50 000 Euro und Bareinzahlungen oder Überweisungen aus dem Ausland von mehr als 10 000 Euro getätigt wurden.
Der Fall der Hannoversche Leben sei möglicherweise nur die Spitze eines Eisberges. »Uns ist bekannt, dass auch bei anderen Unternehmen solche Verfahren laufen«, sagte ein Sprecher des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft der Zeitung. »Aber wir wissen nicht, ob das eine konzertierte Aktion der Finanzbehörden ist.«
»Seit die Bankenfälle wegen Steuerflucht ins Ausland abgeschlossen sind, sind die Versicherer an der Reihe«, sagte der Kölner Steuerfachanwalt Michael Streck. »Das ist ein ganzer Fischzug, bei dem man aber wohl nur ein paar kleine Sardinen fängt.«
Bei der Hannoversche Leben wird betont, dass es »weder gegen das Unternehmen noch seine Mitarbeiter noch gegen die Kunden konkrete Verdachtsmomente« gebe. »Wir gehen davon aus, dass wir als großer Lebensversicherer eher zufällig ausgewählt wurden«, sagte eine Sprecherin des zur VHV-Gruppe gehörenden Direktversicherers.
Das Finanzamt für Fahndung und Strafsachen in Hannover und die Oberfinanzdirektion Hannover wollten unter Hinweis auf das Steuergeheimnis keine Angaben zu den Ermittlungen machen.

Artikel vom 13.02.2006