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Rückkehr zur Fünf-Tage-Woche

Spekulationen über längere Wochenarbeitszeiten bei Volkswagen

Hamburg/München/Wolfsburg (dpa). Europas größter Autokonzern Volkswagen plant nach Medienberichten wegen der schwachen Ertragslage bei der Kernmarke VW längere Wochenarbeitszeiten. VW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder und Markenchef Wolfgang Bernhard wollten mit dem Betriebsrat bei der Marke Volkswagen über die Rückkehr zur Fünf-Tage-Woche mit 35 Stunden verhandeln.
Markenchef Wolfgang Bernhard hält VW auf Sparkurs.

Die Mitarbeiter sollen zum gleichen Lohn länger arbeiten, hieß es in den Medienberichten. In einigen Bereichen wie der Entwicklung solle wieder 40 Stunden gearbeitet werden, berichtete »Der Spiegel«. Derzeit gilt in den westdeutschen VW-Produktionsstätten der Volkswagen AG eine Vier-Tage-Woche mit Regel-Arbeitszeiten von 28,8 Stunden pro Woche.
Ein VW-Konzernsprecher lehnte am Samstag eine Stellungnahme zu den Berichten ab. Er werde sich nicht an Spekulationen über künftige Gespräche mit den Tarifpartnern beteiligen. Für diese Verhandlungen gebe es bisher keine Festlegungen oder Ziele in irgendeiner Richtung. VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh verwies auf nötige Gespräche in den kommenden Tagen: »Das Unternehmen muss uns erst einmal vorstellen, was es bisher analysiert hat. Danach müssen wir sehen, ob diese Schlüsse des Unternehmens letztlich vom Betriebsrat mitgetragen werden.«
Europas größter Autokonzern hatte am Freitag trotz eines kräftigen Gewinnsprungs beim Konzernergebnis im Jahr 2005 einen scharfen Sparkurs für die Marke Volkswagen Pkw angekündigt, von dem in den nächsten drei Jahren bis zu 20 000 Beschäftigte betroffen sein könnten. Das Ergebnis der Marke VW Pkw habe nur knapp über der »Null-Linie« gelegen. Dies sei »völlig unbefriedigend«, sagte Pischetsrieder.
Laut »Focus« will Pischetsrieder künftig alle Beschäftigten unter den Bedingungen der Konzerntochter Auto 5000 arbeiten lassen, die den VW Touran baut. Diese Menschen arbeiteten bis zu 42 Stunden pro Woche an den Bändern. Mit knapp 2600 Euro verdienten sie genau so viel wie ihre nach dem Haustarif bezahlten Kollegen, die lediglich 28,8 Stunden pro Woche arbeiten müssten. Wenn sich Pischetsrieder und Bernhard bei den Verhandlungen mit den Gewerkschaften durchsetzten, müssten die Beschäftigten mit etwa 20 Prozent weniger Stundenlohn rechnen. Sollten Betriebsrat und IG Metall die kostenlose Mehrarbeit ablehnen, würde der Konzern notfalls aus dem 2004 geschlossenen Tarifvertrag aussteigen und mit betriebsbedingten Kündigungen drohen, berichtet der »Focus«.
Der VW-Vorstand stehe zum Haustarifvertrag vom November 2004 für die etwa 100 000 Beschäftigten der sechs westdeutschen VW-Werke, hieß es. Dieser schließt betriebsbedingte Kündigungen bis 2011 aus. Unter den »derzeitigen Rahmenbedingungen« sei die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und der Arbeitsplätze aber »nicht zu erreichen«. Aus diesem Grund würden »zügige Verhandlungen« mit Betriebsrat und IG Metall angestrebt.
Ein VW-Manager sagte dem »Spiegel«, die Schließung eines Montagewerks sei kaum zu vermeiden. Die Fabrik in Brüssel, in der Golf und Lupo produziert werden, gelte als besonders gefährdet. Die Fertigung der dort montierten Autos könnte auf die deutschen Standorte verteilt werden. Dann wären diese besser ausgelastet und eher rentabel. Allerdings sei Brüssel bislang deutlich kostengünstiger als Wolfsburg.S. 2: Leitartikel

Artikel vom 13.02.2006