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Hilfe bei der Rückkehr ins Berufsleben

Weiterbildungsbörse für Frauen

Bielefeld (sas). Sie ist 41 Jahre alt, junge Mutter und seit 14 Monaten wegen des Kindes aus dem Beruf. In einem Jahr möchte sie wieder einsteigen. Und weil sie bisher als Geschäftsführerin eine Diskothek geleitet hat, diese Arbeitszeiten aber wenig kinder- und familienfreundlich sind, suchte die Bielefelderin Orientierung: im Rahmen der Weiterbildungs- und Informationsbörse für Frauen.

Veranstaltet wurde sie in der Ravensberger Spinnerei vom »Arbeitskreis Berufliche Bildung und Wiedereinstieg von Frauen« in Kooperation mit der Regionalstelle »frau und beruf«. Gut 40 Anbieter stellten sich und ihre Programme vor. Im vergangenen Jahr kamen fast 2000 Besucherinnen, mit entsprechender Resonanz rechnete Ilse Buddemeier, Leiterin der Gleichstellungsstelle der Stadt, auch in diesem Jahr.
»Es geht darum, den Frauen einen Überblick zu geben, Kontakte zu vermitteln, zu aktivieren und zu ermutigen«, betonte Marlies Pelster-Wend von der Regionalstelle. Gut informiert in Beratungsgespräche zu gehen, zu wissen, was man wolle und gezielt nach den passenden Angeboten zu fragen, sei schlicht ein großer Vorteil.
Inhaltliche Schwerpunkte der Weiterbildungsangebote waren traditionellerweise soziale und Gesundheitsberufe sowie Büroberufe. Dazu kamen Anbieter von schulischen Abschlüssen - wie Abendgymnasium und Abendrealschule oder Berufskollegs - und zunehmend auch Coaching- und Trainingscenter. Letztere arbeiten fast gar nicht mit öffentlich finanzierte Kursen. Und schließlich gab es Angebote für Migrantinnen ebenso wie »Empowerment« von »Women on top«.
»Das Besondere an der Messe ist, dass sich hier Anbieter präsentieren, die man sonst kaum kennt. Denn den Überblick zu behalten über die Vielzahl von Hilfen, Maßnahmen und Unterstützungsangeboten ist für viele schwierig«, meinte Pelster-Wend.
Ein Drittel der Besucherinnen, so Verena Behrens von der Regionalstelle, seien klassische Berufsrückkehrerinnen, die nach der Familienzeit die Neuorientierung suchen. Die zweite Gruppe sind arbeitslose Frauen, unter denen sich viele Migrantinnen finden. Und das letzte Drittel schließlich sind Frauen in Beschäftigungsverhältnissen, die aus eigener Motivation und mit eigenen Mitteln nach Angeboten zur Weiterentwicklung suchen. »Gerade die letzte Gruppe wird immer stärker.«
Mit finanzieller Unterstützung durch die Agentur für Arbeit können sie kaum rechnen: »So lange sie nicht von Arbeitslosigkeit bedroht sind, gibt es dafür keine gesetzliche Grundlage«, erklärt Christina Arensmann. Die so genannten Bildungsgutscheine gibt es zwar unabhängig davon, ob man/frau Leistungsbezieher ist, Kriterien sind aber das Risiko von Arbeitslosigkeit und die Frage, ob Bildung wieder in Arbeit führen wird. »Demnächst wird es aber ein Sonderprogramm der Regierung geben, das Bildungsgutscheine für gering qualifizierte Frauen - die ein höheres Risiko der Arbeitslosigkeit haben - vorsieht.«
»Komplette Umschulungen und mehrjährige Maßnahmen sind ohnehin seltener geworden«, sagt Behrens. »Die Idee heute ist nicht die komplexe Ausbildung, sondern die gezielte, modulare Nachschulung, um Defizite auszugleichen.« Wer zum Beispiel die Heilpraktikerschule Bierbach besuchen will, muss die 33-monatige Ausbildung selbst tragen. »Zahlen kann man sie aber in zinslosen Raten«, betont Angelika Sehm.

Artikel vom 15.02.2006