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Eigene Wohnung völlig zerstört

Rauschgiftsüchtiger greift bei Suche nach Drogen zu schwerem Werkzeug

Von Jens Heinze und
Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). In den Wänden gähnen große Löcher, Wasserrohre sind freigelegt, der PVC-Fußboden ist zerschnitten und der Estrich zerschlagen: Bei der Suche nach einem angeblichen Drogenversteck hat in Brake ein 22-jähriger Mieter seine Wohnung zertrümmert.

Solch einen Fall hat Oberkommissar Udo Gieselmann, der Bezirksbeamte von Brake, in seinen vielen Jahren bei der Bielefelder Polizei auch noch nicht erlebt. Vergangenen Mittwoch wurde der »Dorfsheriff« alarmiert, nachdem sich Nachbarn des 22-Jährigen beim Vermieter beschwert hatten: Seit etwa zwei Wochen war in der 50-Quadrat-Meter-Wohnung im Dachgeschoss des dreistöckigen 14-Parteien-Hauses zu fast jeder Tages- und Nachtzeit gehämmert und gebohrt worden.
Als Oberkommissar Gieselmann mit dem Hausmeister die bis auf eine alte Lampe und ein Kissen völlig unmöblierte Zwei-Zimmer-Wohnung des 22-Jährigen betrat, stand der Beamte samt Begleiter plötzlich in einer Trümmerlandschaft. Unter anderem in der Wand zwischen Küche und Bad gähnten große Löcher, um die Türrahmen herum war der Beton herausgeschlagen worden, in Küche und Bad lagen zersplitterte Fliesen, selbst auf dem Balkon waren die Platten aus dem Fundament gestemmt worden.
Nicht minder erstaunt war der Oberkommissar vom Sinn und Zweck der schweren Abbrucharbeiten. Der 22-jährige Mieter, ein polizeibekannter Junkie, hatte in der erst am 20. Dezember vergangenen Jahres angemieteten Wohnung nach Geld und Drogen gesucht. Bekannte, so ergaben die Ermittlungen des Brakers Dorfsheriffs, hätten dem arbeitslosen Sozialhilfeempfänger erzählt, dass in seinen neuen vier Wänden Rauschgift und vermutlich auch Bares versteckt sein sollen.
Statt Drogen zu finden ist der 22-Jährige nun seine Wohnungsschlüssel los. Die hat ihm Oberkommissar Gieselmann abgenommen. Der Vermieter erteilte zusätzlich Hausverbot, erstattete Anzeige wegen Sachbeschädigung und hat nun die Handwerker bestellt: In der Braker Dachgeschosswohnung ist ein Gesamtsachschaden von mindestens 10 000 Euro entstanden. Wiedergutmachung vom Ex-Mieter ist wohl nicht zu erwarten - der Mann lebt eigenen Angaben zufolge von 160 Euro im Monat.

Artikel vom 11.02.2006