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Abschied von grüner Wiese

Einkaufszentren in die Innenstädte

Von Bernhard Hertlein
Düsseldorf/Bielefeld (WB). Großflächiger Einzelhandel soll künftig nicht mehr auf der grünen Wiese, sondern in der Stadtmitte angesiedelt werden. Eine entsprechende landesplanerische Vorschrift für Nordrhein-Westfalen ist in Vorbereitung.
Christa Thoben will den Handel in die City holen.
Jörg Beyer: OWL ist schon länger Vorreiter.
Die NRW-Minister Christa Thoben (Wirtschaft) und Oliver Wittke (Stadtplanung) stellten gestern in Düsseldorf ihre Pläne der Öffentlichkeit vor. Demnach sollen Geschäfte schon mit mehr als 1200 Quadratmetern Geschossfläche - entsprechend etwa 800 Quadratmeter ÊVerkaufsfläche - konsequent in der Innenstadt angesiedelt werden. Dies geht nach Angaben aus dem NRW-Wirtschaftsministerium bis hin zu großen Einkaufszentren. Ein neuer »Werrepark« (Bad Oeynhausen) oder gar ein neues »Centro« (Oberhausen) dürften künftig nicht mehr auf der grünen Wiese entstehen. Auch müssten sich Nachbargemeinden untereinander abstimmen. Ausnahmen bildeten Möbel-, Garten- und Baumärkte, die für die Stadtentwicklung nicht zwingend erforderlich seien. Für sie sieht der Plan »Sondergebiete« außerhalb der Zentren vor.
Jörg Beyer begrüßte für den OWL-Einzelhandelsverband die Pläne der Landesregierung. Ein Großteil der Bestimmungen sei durch das regionale Einzelhandelskonzept in OWL bereits umgesetzt. Es mache keinen Sinn, Neues nur auf der grünen Wiese zu errichten und die vorhandene innerstädtische Infrastruktur dem Verfall preszugeben. Allerdings müssten auch innerstädtisch vorhandene Zentren gestärkt und nicht, wie in Bielefeld im Fall Neumarkt diskutiert, neue konkurrierende Standorte aus dem Boden gestampft werden.
Jörg Beyer begrüßte in diesem Zusammenhang Überlegungen in Herford, die Fabrikverkäufe von Brax, Ahlers und Brinkmann in der Innenstadt zusammenzuführen: »Da könnte der gesamte Einzelhandel in Herford profitieren.«
Sehr kritisch reagierte dagegen Rainer Diermann, Pressesprecher der Bielefelder AVA (Marktkauf, Dixi, Krane) auf die Ankünftigung aus Düsseldorf. Die Auswahlgrenze von 1200 Quadratmetern spiele den Discountern in die Hände, die nun als einzige noch freie Wahl hätten. »Ich hoffe, dass es beim Entwurf bleibt und er nicht in die Tat umgesetzt wird«, erklärte Diermann. In dieser Fassung sei die Vorschrift sicher noch nicht zu Ende gedacht und in jedem Fall »kontraprodukt«.
Seite 4: Kommentar

Artikel vom 14.02.2006