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Vogelgrippe erreicht
die Europäische Union

Erreger in Tieren in Italien und Griechenland entdeckt

Hamburg (dpa). Das auch für Menschen gefährliche Vogelgrippevirus H5N1 hat die Europäische Union erreicht: In Italien und Griechenland wurde erstmals der Erreger in toten Wildschwänen nachgewiesen.
Auch in Bulgarien wurde das Virus am Samstag erstmals offiziell bestätigt. Seuchenexperten der Europäischen Union (EU) wollen auf einem Krisentreffen am Donnerstag und Freitag in Brüssel über Abwehrmaßnahmen gegen das Virus beraten. Behörden in den betroffenen Ländern versuchten die Ausbreitung des Erregers zu verhindern. Fachleute halten die Ausbreitung des Erregers für unwahrscheinlich, da das Virus bei Wild- und nicht bei Nutztieren entdeckt wurde.
Nach Angaben der EU-Kommission will die italienische Regierung Sicherheitszonen um die Seuchenherde schaffen. Im Umkreis von drei Kilometern muss Geflügel in den Ställen bleiben. Im Radius von zehn Kilometern müssen Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Die Vorschriften gelten zunächst für 21 Tage. Die Kommission hatte am Freitag dieselben Vorgaben für Griechenland beschlossen.
In Italien löste die Nachricht vom Nachweis des Vogelgrippe-Virus H5N1 im Süden des Landes Besorgnis aus. Experten versuchten die Menschen zu beruhigen: Eine Ausbreitung des Virus in Italien sei unwahrscheinlich, da der Erreger in toten Wildtieren und nicht in Zuchttieren gefunden wurde. Hühnerfleisch könne unbesorgt verzehrt werden, betonte Gesundheitsminister Francesco Storace.
In Sizilien, Kalabrien und Apulien waren 21 tote Schwäne gefunden worden. Fünf waren mit dem gefährlichen H5N1-Virus infiziert. Wahrscheinlich seien die Tiere wegen der Kälte in den Balkanstaaten nach Italien geflogen.
In Griechenland verschärften die Behörden nach dem Fund von drei toten Schwänen mit dem Virus H5N1 nahe Thessaloniki die Schutzmaßnahmen. »Jetzt ist es von entscheidender Bedeutung, die Infektion von Hühnern und anderen Hausvögeln abzuwenden«, sagte der griechische Gesundheitsminister Nikitas Kaklamanis.
Bulgarien hat gestern seine Vorkehrungen gegen eine Ausbreitung des Vogelgrippevirus H5N1 verstärkt, nachdem der Erreger in einem toten Schwan bestätigt worden war. Die Situation sei ein Test dafür, wie Bulgarien den Schutz vor der Ausbreitung der Vogelgrippe im Einklang mit den EU-Normen gewährleisten könne, sagte die bulgarische Europaministerin Meglna Kunewa. Die EU-Kommission kündigte für Bulgarien ein Importverbot von Geflügelprodukten an.
In Slowenien gibt es einen Verdachtsfall auf die gefährliche Vogelgrippe. Wie die EU-Kommission in Brüssel mitteilte, starb ein Schwan an dem H5-Virus. Ob das Tier an dem H5N1-Virus einging, werde im EU-Labor in Weybridge bei London geklärt.
Die Bundesregierung erwartet keine Handelsbeschränkungen mit den betroffenen Ländern. »Wir gehen davon aus, dass es sich um ein lokales Phänomen handelt«, sagte eine Sprecherin des Verbraucherschutzministeriums.
Berlin und Paris wollen in den nächsten Tagen Experten nach Nigeria und möglicherweise in die Nachbarländer schicken, um internationale Organisationen im Kampf gegen die Vogelgrippe zu unterstützen. In Nigeria war am 8. Februar der gefährliche Erreger H5N1 erstmals aufgetreten.
Die Finanzminister der G8-Industriestaaten warnten bei ihrem Treffen in Moskau vor einem weltweiten Ausbreiten der Vogelgrippe. Internationale Finanzorganisationen müssten den ärmsten betroffenen Ländern im Kampf gegen den Erreger helfen.
In China und Indonesien fielen erneut drei Menschen der Vogelgrippe zum Opfer.

Artikel vom 13.02.2006