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743 Frauen
haben Chance
ergriffen

Mammographie-Zentrum lud ein

Bielefeld (sas). Jede zehnte Frau erkrankt an Brustkrebs. 50 000 neue Fälle gibt es jedes Jahr in Deutschland, 18 000 Frauen sterben am »Mammakarzinom«. So viele müssten es einfach nicht sein. Früherkennung kann Leben retten. In Bielefeld läuft sie seit Mitte Januar.

Um die Zahl der Todesfälle zu senken, die Krebserkrankungen schonender behandeln zu können und betroffenen Frauen ein Mehr an Lebensqualität zu gewähren, wird in Deutschland die flächendeckende Reihenuntersuchung der Brust, ein so genanntes »Screening« eingeführt. 90 Zentren soll es geben, als sechstes ist die Mammographie-Screening-Einheit Bielefeld/Gütersloh im Januar an den Start gegangen. Das Bielefelder Zentrum hat sich am Samstag mit einem Tag der offenen Tür vorgestellt.
Alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren erhalten künftig alle zwei Jahre eine Einladung zur Mammographie - Frauen, die frei von Symptomen sind. Knapp 95 Prozent von ihnen werden binnen weniger Tage die Nachricht bekommen, dass alles in Ordnung ist. Gut fünf Prozent aber werden zur Abklärung von Auffälligkeiten erneut kurzfristig eingeladen werden - und in etwa 140 Fällen wird die Diagnose »Krebs« lauten, sagt Dr. Ulrike Meyer-Johann, die für Bielefeld und Gütersloh programmverantwortliche Ärztin.
»Das Besondere am Screening ist, dass stets zwei erfahrene Ärzte die Bilder begutachten«, betont sie. Im Zweifel finden Konsensus-Konferenzen statt, im Ernstfall interdisziplinäre Fallkonferenzen, in denen die Therapie besprochen wird. Maximal drei Wochen sollen bis dahin vergangen sein. »Für die Frauen ist das Screening eine große Chance«, wirbt Meyer-Johann. In Ländern mit Mammographie-Screening-Programmen steigt die Überlebensquote - und überleben die Frauen mit deutlich mehr Lebensqualität.
Die Teilnahme daran ist kostenlos und freiwillig - aber dringend zu empfehlen: Karzinome werden häufiger brusterhaltend operiert. »Und wenn ein Tumor früh entdeckt wird und einen Durchmesser von weniger als einem Zentimeter hat, ist selten eine Chemotherapie nötig.« 743 Mammographien hat das Bielefelder Zentrum in der Feilenstraße 1 seit dem 16. Januar durchgeführt, die Gütersloher Kooperationspartner der Praxis Teipel/Ong/Ollies, die erst seit einer Woche arbeiten, kommen auf 81 Prozent. Fast jede zweite Frau ist der Einladung zur Mammographie gefolgt - und viele von ihnen waren geradezu erleichtert: »Manche Frauen haben mir gesagt, dass sie immer mal zur Mammographie wollten und dies jetzt der Anstoß war«, erzählt Ulrike Meyer-Johann. Bei vielen von ihnen ist die Brust noch nie geröntgt worden, und 40 Prozent hatten keinen Gynäkologen. Sehr dankbar war auch die 69-Jährige, bei der ein Tumor entdeckt wurde: Er war noch klein, und sie ist schon operiert. Und sie wird weiterleben!
Die Atmosphäre in dem Mammographie-Zentrum, das an die Praxis Diranuk gekoppelt ist, ist entspannt, die Räume sind hell und sehr freundlich - wie auch die Mitarbeiterinnen. Die Röntgenassistentinnen sind »handverlesen«: nicht nur besonders geschult, sondern »gestandene Frauen«. Die Technik ist auf dem neuesten Stand - was eine geringe Strahlenbelastung (weniger als bei einem Überseeflug) und sichere Diagnostik erlaubt.
Frauen, die noch keine Aufforderung erhalten haben, müssen sich nicht beunruhigen: Die Einladungen werden nach Postleitzahlen »abgearbeitet«.

Artikel vom 13.02.2006