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Bare Münze
Es schneit dicke Flocken. Der stramme Wind peitscht die weiße Wand direkt ins Gesicht. Die Brille beschlägt. Die Haare werden nass. Aber er hat ja Glück gehabt. Der gesamte Parkstreifen in der Masolle-Straße des Neuen Bahnhofsviertels ist frei. Da kann er direkt neben dem Parkautomaten halten und ein Ticket ziehen, bevor er seine schnelle Besorgung macht.
Mit der Euro-Münze in den klammen Fingern steuert er den Automaten an und wirft ein. »Bitte entnehmen Sie ihre Münze« kontert das Gerät. Die purzelt zu Tal. Er entnimmt sie und liest auf dem fast zugeschneiten Anleitungsschild an der Vorderseite den Grund für die ablehnende Haltung der Maschine. An dieser Stelle darf man nur 30 Minuten parken und auch nur mit 50 Cent-Münzen zahlen.
Er kocht innerlich - trotz Eiseskälte -, geht zurück zum Auto, legt die Parkscheibe auf das Armaturenbrett und zwei 20-Cent-Münzen und eine 10-Cent-Münze daneben. Macht zusammen: Richtig, 50 Cent. Nur kann man sie an dieser Stelle nicht ordnungsgemäß los werden. Solch kleinkarierte Spielregeln, geht es ihm durch den völlig nass geschneiten Kopf, können nur von Schreibtischtätern stammen, die in warmen Rathausstuben sitzen.
Merke: Kleingeld hinter die Windschutzscheibe legen und hart bleiben. Wenn es die Stadt nicht haben will, weil die Münzgröße nicht gefällt, kann es sich die uniformierte Ordnungsmacht wenigstens von weitem anschauen.
Michael Diekmann

Einer geht durch
die Stadt...
. . . und sieht einen jungen Mann mit einem dicken Strauß leuchtender Tulpen unter dem Arm. Recht hat er: Es ist höchste Zeit, die Weihnachtssterne zu entsorgen und Blühendes ins Haus zu holen - nach dem Motto »Winter raus, Frühling rein«. Direkt in die nächste Gärtnerei eingeschwenkt ist daraufhin EINER

Artikel vom 13.02.2006