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Von Michael Schläger

Bielefelder
Optik

Nicht mit Ruhm bekleckert


Mit Ruhm bekleckert haben sich SPD und CDU, die beiden Großen in der Bielefelder Haushaltskoalition, in der Frage der Bezirksämter nicht gerade. Im Vorfeld der entscheidenden Debatten in den Bezirksvertretungen ist es ihnen nicht gelungen, in den dortigen Fraktionen auch wirklich alle zu überzeugen. Die Verwaltung hätte ebenfalls ihre Sache offensiver vertreten müssen. Weniger Geheimhaltung und stattdessen aufklärende Öffentlichkeitsarbeit wären besser gewesen.
Tatsache ist: Das Bezirksamts-Angebot in der bisherigen Form ist nicht mehr zu finanzieren. Wenn, wie es der zuständige Dezernent Dr. Albrecht Peter Pohle berichtet, Akten aus dem Rathaus in die Bezirksämter gekarrt werden müssen, damit die dortigen Beschäftigten auch ausgelastet sind, dann ist das der beste Beleg dafür, dass auch die Organisationsstruktur einfach nicht mehr passt.
Natürlich ist es schade wenn einzelne Bürgerberatungen vor Ort nicht mehr 40 Stunden in der Woche, sondern nur 24 geöffnet haben. Aber mehr Grund, um auf die Barrikaden zu steigen, hätten zum Beispiel die Schüler der Schulen, die vorerst nicht saniert werden können, weil allein dieses Jahr sieben Millionen Euro im Schulbausanierungsprogramm fehlen.
Und was hilft es, wenn es im Bezirksamt vor Ort jemanden gibt, der für die Vergabe von Sportstätten zuständig ist, wenn diese Sportstätten nicht mehr genutzt werden können, weil sie zu marode sind. 25 Sporthallen stehen schon jetzt auf der Sanierungsliste der Stadt, und es wird ein finanzieller Kraftakt, deren Sanierung trotz leerer Kassen auch tatsächlich zu ermöglichen.
Bielefeld lebt von der Individualität seiner Stadtbezirke, vom Vereinsleben vor Ort, vom Handel und Gewerbe - und auch von einer kleinteiligen Stadtteilpolitik. Dass mit der etwas erreicht werden kann, haben die Dornberger Bezirkspolitiker am Donnerstag bewiesen: In einem von allen Fraktionen getragenen und einstimmig verabschiedeten Antrag haben sie sich für ein neues Bürgerzentrum im bisherigen Bezirksamt oder im bisherigen Gemeinschaftshaus stark gemacht, ausführliche Vorschläge für die Ausgestaltung unterbreitet. Ein Votum, um das die Politiker in der Zentrale nur schwer herumkommen werden. Und eines, das belegt, dass die Gratwanderung zwischen Sparen auf der einen und Zukunft gestalten auf der anderen Seite auch in den Stadtbezirken gelingen kann.

Artikel vom 11.02.2006