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Stranghöner sauer
auf Rumpelstilzchen

Spanier Amos Bilbao gewinnt 18. Bielefelder Hallentrial

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Kicherte der Waldschrat da etwa boshaft? »Ich bin eine Sekunde aus dem Gleichgewicht gekommen. Das war's wohl mit dem Finale«, schimpfte der grippegeschwächte Carsten Stranghöner nach seinem Qualifikationslauf. Die ärgerliche »5« in der Rumpelstilzchen-Natursektion blieb dann doch folgenlos für den Lokalmatador, weil Stuntprofi Dan Clark wenige Minuten später am fiesen Knusperhäuschen ebenfalls eine »5« kassierte. Somit war Stranghöner sein Minimalziel, beim 18. Internationalen Hallentrial des MSC Brake das Finale zu erreichen, nicht mehr zu nehmen. Am Ende landete Stranghöner auf Rang drei - und haderte mit sich.

»Ich bin vor Schwäche umgekippt, total kaputt«, ächzte der deutsche Meister vom MSC Brake. Wegen eines Krampfes im Arm musste er die letzte Sektion gar abbrechen.
Gefeierter Star des Nachmittags war der Spanier Amos Bilbao, der gestern eigentlich beim Hallen-WM-Lauf in St. Petersburg hätte weilen sollen, als »Wasserträger« von Doug Lampkin. Doch sein Arbeitgeber Honda entschied, die dem MSC Brake gegebene Zusage einzuhalten. Gut für Bilbao, der im gesegneten Alter von 36 Jahren einen weiteren Titel einheimsen durfte. Gut auch für die 2 500 Zuschauer, die eine famose Show des siebenmaligen Mannschafts-Weltmeisters sahen.
Das iberische Energiebündel demonstrierte in der Qualifikation mit perfekter Fahrweise, dass er vom Ausrichter zurecht als Startnummer »1« eingestuft worden war. Amos Bilbao, von Moderator Uwe Kelber als »lebende Legende« angekündigt, überraschte mit seinem grandiosen Null-Fehler-Ritt selbst die Experten. Wilfried Kammel, zusammen mit Dietrich Neumann wie alle die Jahre Punktrichter, schwärmte: »Der fährt in einer ganz anderen Liga. Da hat man die ganze Erfahrung eines Ex-Profis gesehen. Und er hatte noch Reserven«.
Auch Diedrich Weber staunte. »Irre. Der wusste jederzeit, was läuft. Wir hatten ihn wohl ein bisschen unterschätzt. Amos Bilbao ist einer, der fürs Publikum fährt. So ein Hallentrial bereitet ihm sichtlich Spaß«.
Carsten Stranghöner, der amtierende deutsche Meister, verbeugte sich vor einem Großen seiner Zunft. »Wahnsinn. Respekt. Ich hätte nicht gedacht, dass er so stark ist. Da merkt man die absolute Routine«.
Die Spanierin Laia Sanz (20), seit 2000 sechs Mal in Folge Weltmeisterin und als einzige Frau in der Lage, solch ein Trial zu bewältigen, schickte wilde Flüche in Richtung Knusperhäuschen und Froschkönig-Brunnen. Sie musste sich auf ihrer schmucken Honda Montesa 4 RT mit 21 Fehlerpunkten und dem vorletzten Platz in der Qualifikation begnügen.
Jürgen Heuermann, 1. Vorsitzender des MSC Brake, war zurecht stolz auf sein zupackendes Team. »Eine bessere Truppe kannst du nicht finden«. Innerhalb von zwölf Monaten schaffte es der Klub zum dritten Mal, ein hochkarätiges Indoor-Trial aufzuziehen. Im Mai will der MSC Klarheit haben, ob Bielefeld im Jahr 2007 deutscher Austragungsort der Hallentrial-WM wird. Die Braker sind bereit, diese Herausforderung anzunehmen. Heuermann: »Ich denke, unsere Leute haben zur Genüge demonstriert, dass sie Sektionen auch für den Schwierigkeitsgrad bauen kann, den die Weltklasse braucht«. Sport

Artikel vom 13.02.2006