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Jetzt werden Wohnhäuser evakuiert

Schneechaos nimmt weiter an Schärfe zu - Tausende Helfer räumen gefährdete Dächer

Passau (dpa). Winterchaos ohne Ende: Nach heftigen Schneefällen hat sich die Lage in den ostbayerischen Krisengebieten dramatisch verschärft. Tausende Helfer, darunter immer mehr Bundeswehrsoldaten, waren mit dem Räumen der teils meterhoch mit Schnee bedeckten Gebäude beschäftigt.
Lkw bleiben auf glatten Straßen hängen, müssen auf Räumfahrzeuge warten.

Mindestens fünf Menschen kamen bislang infolge der Katastrophe ums Leben, mehrere Dutzend wurden verletzt. In einzelnen Regionen bereiteten sich am Freitag die Katastrophenstäbe auf die Evakuierung von Wohnhäusern in größerem Stil vor. Die Schneelasten auf den Dächern wuchsen vielerorts weit über die Belastungsgrenze an. Für das Wochenende sagen die Meteorologen ein Ende der Schneefälle voraus.
Mittlerweile besteht in sechs Landkreisen Ostbayerns Katastrophenalarm. Unterdessen erfasste das Schneechaos auch den Alpenraum, wo zahlreiche Straßen wegen Schneeverwehungen gesperrt sind. Auf dem Münchner Flughafen wurden mehr als 90 Flüge gestrichen, 150 starteten mit Verspätungen von einer Stunde und mehr. Auch der Zugverkehr war stark beeinträchtigt, in Oberbayern entgleiste ein Zug, verletzt wurde dabei niemand.
Im niederbayerischen Landkreis Regen wurden am Freitag Vorkehrungen zur Evakuierung von Wohnhäusern getroffen. Vor allem in Zwiesel, Frauenau und Bodenmais, aber auch in der Stadt Regen seien immer mehr Gebäude einsturzgefährdet, sagte ein Landkreissprecher. »Die Sicherheit der Menschen geht vor.«
Auch in den anderen fünf Landkreisen mit Katastrophenalarm war die Situation nach unaufhörlichem Schneefall angespannt. Im Kreis Freyung-Grafenau wuchs die Schneelast auf vielen Hallen und Häusern weiter an. Im Landkreis Passau kämpften die Katastrophenhelfer mit starken Schneeverwehungen. 600 Gebäude sind nach offiziellen Angaben von der Schneelast akut betroffen. Im oberpfälzischen Kreis Schwandorf lag am Freitag bis zu 1,20 Meter Schnee auf den Dächern.
Im oberbayerischen Traunstein kam ein Feuerwehrmann beim Räumen eines Hallendachs ums Leben. Der 27-Jährige stürzte durch ein Dachfenster aus Plexiglas 15 Meter in die Tiefe.
In Lenggries nahe Bad Tölz wurde am Morgen wegen der Schneelasten auf dem Dach der Bahnhof geräumt. Das Erzbistum München-Freising sperrte weitere Kirchen und einen Kindergarten wegen Einsturzgefahr.
Auch in mehreren anderen Bundesländern bereitete starker Schneefall Probleme. In Teilen Hessens gab es dutzende Unfälle und unfreiwillige Rutschpartien, die aber meist glimpflich endeten, wie die Polizei mitteilte.
»Neuschnee ohne Ende« wurde aus dem Harz in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt gemeldet. Am Sonnenberg bei St. Andreasberg lag die Schneehöhe bei 130 Zentimetern.
Kräftiger Schneefall mit bis zu 40 Zentimeter Neuschnee hat am Freitag das Sauerland ausgebremst. Es kam zu enormen Verkehrsbehinderungen. Lastwagen blieben schon auf kleinen Steigungen stecken, obwohl die Räumdienste im Dauereinsatz waren. In Schulklassen blieben viele Plätze leer, weil es kein Durchkommen auf den Straßen gab. Die Stadt Winterberg sperrte wegen der Schneelast auf den Dächern mehrere Hallen. Die freiwillige Feuerwehr begann, von Hallenbad und Eislaufhalle den Schnee wegzuschippen. Die Skigebiete in Sauerland und Eifel meldeten fürs Wochenende ideale Bedingungen.

Artikel vom 11.02.2006