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Drei Punkte, vier Ausfälle

Westfalenderby: Paderborner 2:0 in Ahlen teuer erkauft

Von Peter Klute
Ahlen (WB). Auch die letzten Pessimisten, die noch am Klassenerhalt des SC Paderborn 07 in der 2. Bundesliga gezweifelt haben, dürften seit gestern verstummt sein. Mit dem hochverdienten 2:0-Sieg im Westfalenderby bei LR Ahlen holte der Aufsteiger im 21. Spiel die Saisonzähler 30, 31 und 32. Allerdings war der erste Auswärtsdreier seit dem 25. September (2:0 bei Dynamo Dresden) teuer erkauft.

Fünfte Gelbe Karte für Markus Bollmann in der 53. Minute, 120 Sekunden später Rot für Kapitän René Müller nach einer Tätlichkeit an Ralf Keidel und kurz vor dem Ende Gelb-Rot für David Fall wegen Spielverzögerung: Damit muss der SCP im Heimspiel am kommenden Sonntag gegen Hansa Rostock gleich drei gesperrte Spieler ersetzen. Ausfall Nummer vier ist Garry de Graef, der Belgier musste mit Verdacht auf Muskelfaserriss ausgewechselt werden.
Das waren die negativen Nachrichten, der Rest gestern Nachmittag im Wersestadion war dagegen äußerst überzeugend. Ob Elf gegen Elf, in einfacher oder doppelter Unterzahl, die Paderborner hatten den Gegner auf dem Platz genauso im Griff wie die mehr als 1000 mitgereisten Fans das Geschehen auf den Rängen. Die anschließende Punkte-Feier war so ausgelassen, als wäre ihnen der Klassenerhalt auch theoretisch nicht mehr zu nehmen. Das ist noch nicht der Fall, aber es sind immerhin schon 13 Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang, zum ersten Aufstiegsplatz beträgt der Abstand nur drei Zähler.
Das ist der Lohn für fünf ungeschlagene Partien in Folge, zum dritten Mal hintereinander stand hinten die Null. »Wir hatten immer die Kontrolle und haben die Unterzahl wie im Hinspiel positiv umgesetzt. Offensivfußball ist schön, aber auch mit einer starken Defensive kommt man ans Ziel. Jetzt haben wir die 30er Marke überschritten, aber wir wollen mehr«, sagte SCP-Trainer Jos Luhukay. Positiv war eine Beschreibung, die Luhukays Kollege Paul Linz im Spiel seiner Mannschaft nur in den ersten 15 Minuten entdecken konnte: »Da haben wir gut kombiniert und an unsere Leistung aus dem Heimspiel gegen Braunschweig angeknüpft.« Was sich danach abspielte, trieb Linz die Zornesröte ins Gesicht und wird Konsequenzen haben: »Sonst stelle ich mich immer vor meine Spieler, aber heute kann ich das nicht. Nach dem 0:1 waren wir wie gelähmt und haben uns aufgegeben. Das war zu wenig und ich werde es nicht mehr zulassen, dass eine Mannschaft unter meiner Regie so auftritt.«
Am schwerfälligen und harmlosen Auftreten der Ahlener hatte vor allem einer seine helle Freude: Paderborns René Müller war bis zu seinem Platzverweis der beste Spieler auf dem Platz. Alle fünf Chancen der Gäste in Durchgang eins gingen auf sein Konto, zwei davon verwertete der Kapitän, dreimal parierte LR-Keeper Timo Reus. In der 24. Minute schloss Müller nach einem Pass von Dennis Schulp ins rechte Eck ab, zwölf Minuten später wurde er von Daniel Brinkmann (zur Pause ausgewechselt, da ebenfalls gelb-rotgefährdet) geschickt, lief allen davon und schob die Kugel ins linke Eck. Ahlen war in allen Belangen unterlegen und hatte nur eine klare Chance. Wie sie vergeben wurde, war bezeichnend: Ranisav Jovanovic schoss aus zwei Metern mehrere Meter übers Tor.

Artikel vom 13.02.2006