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Die letzte Hackl-Attacke

Rodeln: Medaille Nummer sechs ist fest eingeplant

Cesana (dpa). Der Weg zu den Winterspielen war für Georg Hackl steinig und schwer wie nie zuvor, doch seinen Abschied vom Rodelsport will der Routinier mit dem sechsten olympischen Edelmetall krönen.

»Ich will mir bei meinen sechsten Spielen noch einmal den Medaillentraum erfüllen«, sagt der 39-Jährige und richtet vor dem letzten Rennen seiner Karriere am Wochenende eine Kampfansage an die Konkurrenz. »Vier Läufe muss jeder fahrerisch und mental erstmal durchstehen«, sagt der dreimalige Olympiasieger, der das Kunststück schaffte, in einer Randsportart einer der bekanntesten deutschen Sportler zu werden. »Ich kann das. Ich habe das passende Nervenkostüm.«
Die Vorbereitung auf Olympia lief planmäßig an. Im Sommer reiste Perfektionist Hackl durch Italien und lernte sogar Vokabeln. Doch dann begann der Leidensweg: Erst eine Bandscheiben-Operation, dann erlitt der Berchtesgadener eine Nervenentzündung im Arm, mit für den nicht gerade starken Starter Folgen. »Ich hatte im linken Arm eine Kraft wie ein zehnjähriges Kind. Am Tiefpunkt meiner Verletzungsgeschichte gab es keinen Gedanken mehr an Olympia.«
Doch der Routinier kämpfte sich (»Ein Hackl gibt nicht auf«) zurück und sorgte bei seinen wenigen Weltcup-Auftritten mit guten Rennen für Aufsehen. Noch war die Zeit der Rückschläge aber nicht beendet. Zunächst gab Hackl die Trennung von Frau Margit bekannt. Zu allem Überfluss drückte ihn eine Grippe ins Krankenbett, Hackl musste eine erneute Zwangspause einlegen.
Trotz aller Probleme geht der Fahrkünstler voller Optimismus in sein letztes Rennen. »Die Bahn liegt mir«, sagt Hackl zum Kurs von Cesana. Kein Wunder, dass Italiens Olympiasieger Armin Zöggeler den Altmeister noch lange nicht abschreibt. »Wenn der Schorsch an den Start geht, ist er immer für eine Medaille gut.«
Ob mit Medaille oder ohne - für Hackl fällt nun der Vorhang. Vor 18 Jahren landete er seinen ersten Weltcup-Sieg, wenig später läuteten der erste EM-Titel und das erste Olympia-Silber die erfolgreiche Karriere ein. »Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht - das ist toll«, sagt Hackl, der neben Gold 1992, 1994 und 1998 noch zwei Mal Olympia-Silber einfuhr.
Oft kündigte er den Abschied an, nach fast zwei Jahrzehnten in der Weltspitze gibt es nun kein Zurück mehr. »Mein in vielen Bereichen zerschlissener Körper hat mir deutliche Signale gegeben, dass Schluss sein muss. Ich muss anfangen, wie ein normaler Mensch zu leben.« Doch seinem Sport will Hackl treu bleiben und als Trainer arbeiten. Zudem bewirbt er sich um die Aufnahme in die IOC-Athletenkommission.

Artikel vom 11.02.2006