10.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Neue Schule ein Zeichen der Hoffnung

Spenden aus Bünde ermöglichen die Einrichtung eines Unterrichtsgebäudes im Jemen

Kreis Herford (hr). Auch im Jemen protestieren gläubige Muslime gegen die Karikaturen, die ihre religiösen Gefühle verletzen und ihren Propheten Mohammed verunglimpfen. »Allerdings sind das sehr kleine Demonstrationen gegen Dänen und Norweger in der jemenitischen Hauptstadt gewesen. In der Stadt Ta'izz, in der sich unser Team aufgehalten hat, war davon jedoch nichts zu spüren. Die Bevölkerung hat sich uns gegenüber verhalten wie immer«, berichtet Dr. Theophylaktos Emmanouilidis. Der inzwischen pensionierte Chefarzt des Lukas-Krankenhauses verbrachte drei Wochen in dem arabischen Land, traf erst jetzt wieder in Bünde ein.

Gemeinsam mit einem Team des »Hammer Forums« - diese Organisation hat sich die medzinische Betreuung von Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten zum Ziel gesetzt - war Dr. Emmanouilidis vor Ort in einem humanitären Einsatz. Im Gepäck hatte das Team auch medizinische Geräte im Wert von 80 000 Euro.
Ein Thema, dass die öffentliche Meinung im Jemen derzeit weitaus intensiver beschäftigt, sei die Entführung von Ausländern. »Wir haben im Jemen mit Intellektuellen darüber diskutiert, die sich für diese Vorfälle schämten. Bei den Entführungen handelt es sich um Aktionen verfeindeter Clans, die alte Rechnungen nach dem Muster ÝAuge um AugeÜ begleichen und ausländische Geiseln als Verhandlungsargument nutzen.« Betroffen davon sei der Zentralosten von Jemen.
An der vom »Hammer Forum« eingerichteten Station für Verbrennungsopfer in der Stadt Ta'izz seien zusätzliche OP-Säle entstanden, informierte der ehemalige Chefarzt. Dort habe das Team innerhalb von drei Wochen 1800 Untersuchungen und 148 Operationen vorgenommen. »16 Kinder sind so schwer verletzt, dass wir sie im Jemen medizinisch nicht angemessen betreuen und operieren können. Die haben wir mit nach Deutschland gebracht - unter anderem in Kliniken in Herford, Krefeld, Borken und Trier.«
Ein spezielles Augenmerk haben die Medziner des »Hammer Forums« auch auf die so genannten Zeltdörfer. Hier leben die Nachfahren ehemaliger Tagelöhner und Sklaven als Nomaden unter ärmlichsten Bedingungen. Eine medizinische Versorgung gibt es für diese Bevölkerungsschicht nicht.
Besonders gefreut hat es Dr. Emmanouilidis, dass eine unter anderem vom Lions-Club, der Stadt Bünde, Rotary-Club, heimischen Firmen, Vereinen und Privatleuten finanzierte Schule in einem entlegenen Bergdorf eingeweiht werden konnte. »Ich habe anfangs nicht glauben wollen, dass in dieser entlegenen Region überhaupt Menschen leben. Aber es gibt viele kleine, verstreute Bergdörfer, die nur per Jeep zu erreichen sind. Die Kinder mussten bislang weite Wege auf sich nehmen, um überhaupt Schulunterricht zu bekommen. Der Unterricht fand draußen unter einem Baum statt.« Dank des Engagements der Bünder sei nun ein dauerhaftes Schulgebäude mit drei Räumen entstanden. Dr. Emmanouilidis war zur Einweihung eingeladen. »Alle Kinder trugen ihre Festgewänder, es wurde ein Festmahl gekocht - die Menschen dort sind einfach begeistert über die neue Schule.«
Schon im März will der Chirurg wieder in den Jemen fliegen. Weitere Stationen seien in diesem Jahr außerdem der Kongo und Eritrea. Mögliche Ziele sind außerdem Sierra Leone und Tschetschenien. Das »Hammer Forum« finanziert sich ausschließlich durch Spenden. Wer die humitären Einsätze dieser Organisation unterstützen möchte, kann Spenden auf folgendes Konto einzahlen: Kontonummer 150731300, BLZ 49490070 (Volksbank), Stichwort »Hammer Forum«.

Artikel vom 10.02.2006