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»Kurzer Dienstweg sorgte
bisher für flexible Arbeit«

Peter van Hekeren (CDU), ehemaliger Bezirksvorsteher von Sennestadt, schildert eigene Erfahrungen im Umgang mit dem künftig geplanten, zentralen Anmeldeverfahren zur Volkshochschule (VHS).

Die Finanznot der Stadt Bielefeld ist allen bekannt. Dass gespart werden muss, wird nicht bestritten. Aber dass der Verwaltung, mit dem Oberbürgermeister an der Spitze, zuerst die Außenbezirke einfallen, ist doch bemerkenswert. In den letzten Jahren sind immer mehr Aufgaben in die Zentralverwaltung abgezogen worden. Im letzten Jahr sollte das Bezirksamt Sennestadt geschlossen werden. Nur der Protest der Sennestädter hat dies verhindert.
Man gewinnt den Eindruck, dass über weitere Aufgabenreduzierung und damit verbundene Personaleinsparungen die Arbeitsunfähigkeit des Bezirksamtes nachgewiesen werden soll. Dann kann man im nächsten Arbeitsschritt das Amt ganz schließen. Was bedeutet es für Sennestadt, wenn die Teilzeitkraft der VHS nicht mehr hier ist? Die Anmeldungen mit der erforderlichen Beratung können nicht mehr erfolgen. Die organisatorische Abwicklung der Kurse kann aus der fernen Zentrale schlecht organisiert werden. Was passiert, wenn sich plötzlich ein Kursleiter krank meldet? Wer informiert die Teilnehmer? Bis jetzt sorgte ein kurzer Dienstweg für flexible und effektive Arbeit.
Es wird auf das Internet verwiesen. Nicht jeder Mensch hat einen Computer geschweige denn einen Internetanschluss. Bei der Altersstruktur in Sennestadt werden etwa 50 Prozent der Interessenten ausgegrenzt. Ein Call-Center soll eingerichtet werden, bei dem es keine Warteschleifen geben soll. Wer es glaubt...
Meine persönliche Erfahrung mit der telefonischen Beratung hat etwas Anderes gezeigt. Ein Anruf bei der Zentrale, ob ein Fremdsprachenkurs meinem Wissensstand entspricht, ergab folgendes: Erst einmal lange Wartezeiten, bis man überhaupt einen Mitarbeiter erreicht. Anliegen vorgetragen. Antwort: Nicht zuständig. Weiterverbinden lassen, klappt nicht, besetzt. Selbst noch mehrmals versucht die entsprechende Person zu erreichen - Fehlanzeige. Die Auskunft vor Ort klappte dagegen beim ersten Anlauf.
Ein weiterer Punkt ist die Sportstättenvergabe im Stadtbezirk. Gerade in Sennestadt keine leichte Aufgabe, weil uns anerkanntermaßen Sportplatzflächen fehlen. Ich habe in meiner Amtszeit als Bezirksvorsteher oft mitbekommen, wie schwierig es ist, alle Nutzer der Sporteinrichtungen zufrieden zu stellen. Wie sähe die Vergabe aus dem entfernten Bielefeld aus? Die Antwort bleiben die Autoren dieser Maßnahmen schuldig. Auch die Fragen in welchem Verhältnis Stellen in der Zentralverwaltung abgebaut werden und welche Einschränkungen der Stadtbezirk Mitte hinnehmen muss, werden nicht beantwortet.
Noch eine Anmerkung zum Vortrag in der Bezirksvertreter-Sitzung. Es ist ein Hohn und eine Unverschämtheit, diese Verschlechterung der Bürgerbetreuung durch das Bezirksamt als Kundennähe und Kundenorientierung anzupreisen. Dies kann nur einem Mitarbeiter einer öffentlichen Verwaltung einfallen, der von Kundennähe, Kundenservice und Kundenbetreuung nichts, aber auch gar nichts weiß.
Wir werden in Bielefeld Bürger zweier Klassen haben. Die erste Klasse wohnt in Bielefeld-Mitte, die zweite Klasse in den Außenbezirken. Obwohl die Mehrzahl der Bielefelder Bürger nicht im Einzugsbereich des Stadtbezirks Mitte wohnt. Meine Empfehlung an die Bielefelder Verwaltung: Bitte noch einmal nachdenken!

Peter van Hekeren
BIELEFELD

Artikel vom 10.02.2006