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»Reste von Eigenbestimmung und
Eigenleben werden allmählich kassiert«

Zu den geplanten Einsparungen von Oberbürgermeister Eberhard David bei den Bezirksämtern nimmt Günther Struck, Vorsitzender des Heimatvereins Brackwede, Stellung.

Der Vorschlag, die Organisation der Volkshochschule sowie die Vergabe der städtischen Sportstätten vom Bezirksamt Brackwede weg, dem Bielefelder Rathaus zuzuordnen, hätte für unseren Bezirk ausschließlich negative Folgen und muss strikt abgelehnt werden.
Seit der Gründung Bielefelds waren die jeweils dort Verantwortlichen unübersehbar bestrebt, der Stadt mit ihren Verwaltungsaufgaben auch wirtschaftliche Vorteile zu Lasten des Umlandes zu verschaffen. Markante Beispiele hierfür sind die Handels- und Gewerbeprivilegien der städtischen Zünfte, die Ableitung der Lutter im Jahre 1452, die Regelungen des Leinenhandels unter preußischer Regentschaft, die Eingliederung ganzer Gemeinden in den frühen 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts sowie die kommunale Neuordnung von 1973.
Der jetzt vorgelegte, scheinbar nur auf Verwaltungsvereinfachung abzielende Plan, entspringt der gleichen Tendenz. Er setzt die Bemühungen der Zentrale fort, die bei der kommunalen Neuordnung den Bezirken seinerzeit verbliebenen Reste von Eigenbestimmung und Eigenleben allmählich zu kassieren. Als wohlfeiles Argument dient dabei die durch den Wegfall von insgesamt 0,8 Planstellen im städtischen Gesamthaushalt erwartete Ersparnis.
In der Frage der Sportstätten wird die Vergabe durch die Zentrale für die betroffenen Vereine zu einem zeitaufwändigeren Verfahren führen. Es stellt sich dabei die Frage, ob man dies den überwiegend ehrenamtlich tätigen Kräften ohne Not zumuten darf.
In Sachen Organisation der Volkshochschule ist größte Besorgnis und energischer Widerspruch angesagt. Die derzeit im erfreulichen Aufschwung befindliche Brackweder Volkshochschule bezieht ihren Erfolg vor allem aus dem engen Kontakt aller Beteiligten vor Ort. Trennt man sie organisatorisch vom Bezirk, wird sie in kürzester Zeit mangels ausreichender Nachfrage verkümmern. Eine relativ geringe fiskalische Ersparnis würde mit zunehmender Verödung des kulturellen Lebens im Bezirk erkauft, ein Preis, der insgesamt nicht zu rechtfertigen ist.
Eine kluge Verwaltungszentrale sollte nach anderweitigen Möglichkeiten der administrativen Verschlankung suchen und bewährte Verwaltungsstrukturen im Brackweder Bezirksamt nicht zerstören.

Günther Struck
BIELEFELD

Artikel vom 10.02.2006