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Aufregendem Kino verpflichtet

Internationale Filmfestspiele in Berlin wurden gestern Abend eröffnet

Berlin (dpa). Start frei für das Rennen um den Goldenen Bären: Mit der Weltpremiere des britisch-kanadischen Dramas »Snow Cake« von Marc Evans sind gestern Abend die 56. Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnet worden.

Der Film mit »Alien«-Star Sigourney Weaver und dem britischen Schauspieler Alan Rickman (»Harry Potter«) erzählt eine bewegende Geschichte. Die autistische Mutter Linda erfährt von einem Fremden, dass ihre Tochter bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Vorsichtig nähern sich die beiden so unterschiedlichen Menschen einander an.
Etwa 2000 Filmfans waren zur Festival-Eröffnung in den Berlinale-Palast am Potsdamer Platz gekommen. Durch die Eröffnungsgala mit Festivaldirektor Dieter Kosslick und Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) führte der Schauspieler Heino Ferch (»Die Luftbrücke«). Bis zum 19. Februar zeigt die Berlinale diesmal 396 Filme aus 56 Ländern. Im offiziellen Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären konkurrieren neben »Snow Cake« weitere 18 Filme.
Die Deutschen sind mit gleich vier Produktionen das stärkste Filmland im Wettbewerb. Oskar Roehler hat Michel Houellebecqs »Elementarteilchen« mit einer ganzen Riege deutscher Filmstars von Moritz Bleibtreu und Christian Ulmen über Franka Potente bis Martina Gedeck und Nina Hoss verfilmt. In Matthias Glasners »Der freie Wille« spielt Jürgen Vogel einen Vergewaltiger, der nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis versucht, ein »normales« Leben zu führen.
Hans-Christian Schmid erzählt in »Requiem« die auf einer wahren Begebenheit aus den 70er Jahren beruhende Geschichte einer Teufelsaustreibung. Valeska Grisebachs Film »Sehnsucht« ist eine Liebes- und Dreiecksgeschichte aus der ostdeutschen Provinz, gespielt von Laiendarstellern. Weitere Filme kommen aus Dänemark, Thailand, den USA, Österreich, Iran, Italien, Frankreich und Bosnien.
Unter Vorsitz der britischen Schauspielerin Charlotte Rampling entscheidet die achtköpfige Berlinale-Jury über den Gewinner der Goldenen Bären. Dem Gremium gehört auch der deutsche Schauspieler Armin Mueller-Stahl an. Zu den Filmpremieren werden Hollywoodstars und europäische Schauspielgrößen erwartet. Goldene Ehrenbären erhalten in diesem Jahr der britische Schauspieler Ian McKellen und der polnische Regisseur Andrzej Wajda.
Die Jury will politisch engagierte Filmkunst stärken. Die Berlinale sei »ein Festival, das sich insbesondere dem politisch anspruchsvollen und dem künstlerisch aufregenden Kino verpflichtet fühlt«, sagte Rampling. »Und das ist genau das Kino, das mich und uns interessiert.« »Ich glaube, dass wird kein Stress, sondern eine Freude«, ergänzte ihr Jurykollege Armin Mueller-Stahl. »Ich hoffe nur, wir treffen am Ende die richtige Entscheidung.« Der Schauspieler sieht das Festival auch als Spiegel von Berlin, einer »vertrauten Unbekannten, die sich ständig verändert, die immer in Bewegung ist, der mein Herz gehört«.

Artikel vom 10.02.2006