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Kunstwelten
im Vergleich

»Deutsche Bilder« in Oberhausen

Von Gerd Korinthenberg
Oberhausen (dpa). Der Kampf um die Bedeutung der DDR-Kunst scheint ausgekämpft. Unter dem Titel »Deutsche Bilder« lädt jetzt die Ludwig-Galerie in Oberhausen zum Vergleich von Kunstwerken aus der alten Bundesrepublik und der ehemaligen DDR.

Der merklich abgekühlte deutsch-deutsche »Bilderstreit« zeigt von morgen an Arbeiten von 50 Künstlern beider Länder, die das Sammlerpaar Peter und Irene Ludwig seit den 70er Jahren zusammengetragen hat. Bis 14. Mai sind Werke von Gerhard Altenbourg bis Wolf Vostell zu sehen, wobei »Großkünstler« aus West und Ost wie Georg Baselitz oder Berhard Heisig gleichsam ästhetische Achsen durch die Ludwig-Auswahl der 130 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen legen.
Ästhetik und Inhaltlichkeit sind es auch, worauf die nur im Westen der Republik präsentierte Kunstschau abzielt. Der Aspekt völlig unterschiedlicher gesellschaftlicher Bedingungen, unter denen etwa der mit einem Motiv aus »Cafe Deutschland« vertretene Jörg Immendorff oder sein Ost-Kollege Harald Metzkes (»Januskopf«/1977) lebten und arbeiteten, bleibt auf den Katalog und das - mittlerweile historische - Wissen des Betrachters beschränkt.
Gleichwohl legt der detailreiche Oberhausener Bildvergleich Ähnlichkeiten bloß, die nicht nur im Ausland als »typisch deutsch« betrachtet werden. Selbstzweifel, Zerrissenheit und ein Hadern mit der gemeinsamen blutigen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts finden sich in Markus Lüpertz' von einem Schädel dominierten abstrakten Großformat »Tod eines Schauspielers« (1978) ebenso wie in Heisigs expressiver Weltkriegsszene »Christus fährt mit uns«.
Innerlichkeit, oft genug zu Kitsch trivialisiert, findet sich in der Schau überzeugend in einem kleinen Seitenraum thematisiert. Die kleine, stelenartige »Tierfrau« (1949), ein fetischartiges Bronze-Frühwerk von Joseph Beuys, ergänzt sich mit einer monumentalen und dennoch sensiblen »Gepanzerten Jungfrau« als Bleistiftzeichnung von 1968 des DDR-Außenseiters Altenbourg.
Den Jüngeren bleibt die Ironie überlassen, die sich hintergründig in einem Bilderzyklus des gerade in der Londoner Tate gefeierten Martin Kippenberger ebenso aufspüren lässt wie in den magischen Motiven des Leipzigers Neo Rauch (»Konvoi«/2003), der die Riege der augenblicklich besonders in den USA hysterisch gefeierten deutschen Malerzunft anführt.

Artikel vom 10.02.2006