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Jobs zur WM vermitteln

Viele Freiwilige bieten ihre Dienste an - Arbeitsagentur hilft

Stuttgart (dpa). Fast rund um die Uhr erreichbar zu sein, gehört für Ute Martina Müller ganz selbstverständlich zum Job.

»Auch am späten Nachmittag kann uns ein Arbeitgeber anrufen, wenn er abends drei Kellnerinnen für ein WM-Event braucht«, sagt die 36-jährige Rutesheimerin (Kreis Böblingen), die zum achtköpfigen WM-Vermittlungsteam der Arbeitsagentur Stuttgart gehört. Zu ihrer Ausrüstung gehört neben einem Dienst-Handy ein kleines Notizbuch, gefüllt mit Adressen von Menschen, die kurzfristig bei der WM zwischen dem 9. Juni und 9. Juli aushelfen wollen. Bei ihr und ihren Kollegen laufen die Fäden zusammen zwischen Arbeitsuchenden und Arbeitgebern, die zur Fußball-WM Verstärkung brauchen.
»Es sind nicht nur Arbeitslose, die sich an uns wenden, sondern ganz viele Berufstätige, die Urlaub nehmen und einfach dabei sein wollen«, erzählt Müller. Gemeldet haben sich schon Journalisten, Maschinisten, Betriebswirte, Verkäuferinnen - ein Gogo-Tänzer und eine Kulturmanagerin bieten ebenfalls ihre Dienste an.
Große Nachfrage erwartet Müller von Studenten aus ganz Deutschland, die in den Semesterferien gerne im Südwesten WM-Atmosphäre schnuppern und dabei Geld verdienen wollen. Für die Universitäten und Fachhochschulen im Land benennen die Arbeitsagenturen vor Ort eigene Ansprechpartner.
Müller rechnet vorsichtig mit 1500 Stellen im Zuge der WM, von denen einige, insbesondere höherwertige, dauerhaft sein könnten. »Vor allem Gastwirte werden die WM zum Anlass nehmen, ihr Personal aufzustocken und etwa Empfangsdamen, Köche, Bürokräfte oder Sommeliers dauerhaft einzustellen.« Aus Müllers Sicht bieten die WM-Stellen auch eine gute Gelegenheit, die Belastbarkeit von Aspiranten für feste Arbeitsverträge zu testen.
Befristet für Juni und Juli werden dagegen etwa die Angebote sein für Wachleute, Ordner, Fremdenführer, Chauffeure, Dolmetscher, Kellner, Küchenhilfen und Mitarbeiter im TicketCenter. »Wir erwarten vor allem, dass kleine Unternehmen auf uns zukommen, denen plötzlich einfällt, dass sie möglichst ohne großen Aufwand Personal einstellen wollen.« Die Agentur bietet sogar an, die Kandidaten vorab zu treffen und dem Unternehmen eine handverlesene Auswahl zu präsentieren. Bei der Vermittlung haben längerfristig Arbeitslose Vorrang - doch nur bei gleicher Qualifikation. Ansonsten zählt, ob der Kandidat zu den Vorstellungen des Arbeitgebers passt. »Der Wunsch des Arbeitgebers ist für uns der zentrale Punkt«, sagt Müller.
Doch die Betriebswirtin wartet nicht, bis Arbeitgeber sich an die Agentur wenden. Sie studiert Stellenangebote in den Tageszeitungen und versucht, den Arbeitgebern den passenden Bewerber zu vermitteln. Außerdem organisiert sie Bewerbertage, für die gezielt Kandidaten eingeladen und oft schon in der Agentur vom Arbeitgeber angeheuert werden.
Mitverantwortlich ist sie auch für eine Direktmailingaktion nach Fasching, in der 5000 bis 6000 Arbeitgeber mit Faltblättern angesprochen werden sollen. An der WM-Telefonhotline steht sie interessierten Arbeitgebern Rede und Antwort. Die bisherige Bilanz ihrer Teams: deutlich über 100 offene Stellen und mehr als 50 Bewerber. Dabei sind die Treffer über das eigens für die WM eingerichtete Internetportal noch nicht mitgezählt.
Müller ist mit Leib und Seele dabei, zumal die Begeisterung für den Fußball in der Familie liegt. Zur Belohnung für den unermüdlichen Einsatz hat sich die VfB-Anhängerin und Ehefrau eines Schalke-Fans bereits selbst ein Geschenk gemacht: ein Ticket für ein WM-Spiel in Stuttgart.

Artikel vom 11.02.2006