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Macht's nochmal wie in Melbourne

Davis Cup: Kiefer beginnt heute gegen Grosjean, Haas spielt wieder gegen Gasquet

Von Oliver Kreth
Halle (WB). Sie verzogen bei der Auslosung keine Miene, denn irgendwie kamen ihnen die Paarungen doch sehr bekannt vor: Nicolas Kiefer eröffnet heute um 14.15 Uhr die Davis-Cup-Begegnung gegen Sebastien Grosjean, anschließend trifft Tommy Haas auf Frankreichs Jungstar Richard Gasquet.

In Melbourne gab es dieselben Paarungen. Und sollten die deutschen Tennisprofis im Gerry Weber Stadion in Halle genauso erfolgreich sein wie bei den Australian Open würde es nach dem ersten Tag schon 2:0 beim Comeback in der Weltgruppe stehen. Also, macht's nochmal wie in Melbourne.
Allerdings ohne die unschönen Begleiterscheinungen. Für seinen Schlägerwurf in der Viertelfinal-Begegnung gegen Grosjean musste »Kiwi« blechen. »Für mich ist die Sache abgehakt, Vergangenheit«, meinte der Hannoveraner nach der Auslosung in der Catering-Ebene des Stadions, »ich blicke nur auf den Freitag«.
Dass die Erstrunden-Begegnung der Weltgruppe eng werden könnte, dafür sprechen auch die Weltranglisten-Platzierungen der vier Einzelspieler. Gasquet (16.) und Grosjean (23.) sind ebenso hervorragend platziert wie Kiefer (12.) und Haas (29.). Entsprechend munter wurde auch in dieser Woche die Favoritenrolle zwischen Franzosen und Deutschen hin- und hergeschoben. »Für das Selbstvertrauen sind die letzten Erfolge von Tommy und Nicolas zwar sehr gut«, meinte Teamkapitän Patrik Kühnen, »aber die Verhältnisse sind diesmal doch völlig anders. Davis Cup ist viel emotionaler, man muss das ganz anders bewerten als ein Grand-Slam-Turnier.« Deshalb baut das deutsche Team auch auf die Unterstützung der Fans. Mittlerweile sind über 20 000 Tickets verkauft.
Grosjean hat vor dem pikanten Re-Match das Melbourne-Erlebnis abgehakt: »Ich kann die ganze Aufregung nicht verstehen.« Auch er glaubt an ein insgesamt enges Duell: »Normalerweise ist es ein Vorteil, wenn die Nummer eins eines Teams das erste Match bestreitet. In Halle ist das egal, denn wir sind vier gleich starke Spieler, von denen jeder die eins sein könnte.« Und wie sieht's sein Kapitän? Guy Forget, 1996 beim letzten Aufeinandertreffen in Limoges (Endstand 5:0 für Frankreich) noch Aktiver: »Wir sind nach den Ergebnissen in diesem Jahr sicherlich Außenseiter. Aber wir wissen, dass wir eine Chance haben. Der große Druck auf die deutschen Spieler kann ein Vorteil für uns sein.«
Für das Doppel morgen hat Kühnen zunächst Haas an der Seite von Doppel-Spezialist Alexander Waske gegen die französische Paarung Arnaud Clement/Michael Llodra (aktueller ATP-Doppelweltmeister) nominiert, möglicherweise kommt aber auch Ersatzmann Rainer Schüttler (Kühnen: »Er hat wichtige Matches für Deutschland gewonnen«) für Haas zum Einsatz. Denn der Turniersieger von Delray Beach muss vielleicht im letzten Match am Sonntag gegen Grosjean für die Entscheidung sorgen. Kiefer und Gasquet spielen zuvor ab 13 Uhr das vierte Einzel. »Ich bin bereit, das zu tun, was nötig ist«, sagte Haas, der auch bei der Aufstiegsbegegnung gegen Tschechien in Liberec dreimal spielte und für die Entscheidung sorgte.
Sollte der Titel des Buches von Patrik Kühnen am Sonntag zutreffen (Game.Set.Match.Deut-schland) wären im Viertelfinale, 7. bis 9. April, die Niederlande (daheim) oder Russland (auswärts) der nächste Gegner auf dem Weg zum vierten Titel.

Artikel vom 10.02.2006