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»Wahnsinn - völlig verrückt«

7:4 - Schalke und Leverkusen entschädigen für lange entgangene Freuden

Gelsenkirchen (dpa). Jeder Schuss ein Treffer: Mit dem torreichsten Bundesligaspiel seit fast 24 Jahren haben Schalke 04 und Bayer Leverkusen die Fans von den Sitzen gerissen und für den bisherigen Saison-Höhepunkt gesorgt.
»Wahnsinn, ein völlig verrücktes Spiel«, schwärmte der zweifache Schalker Torschütze Sören Larsen nach dem denkwürdigen 7:4 (3:1). 61 524 begeisterte Zuschauer in der Veltins-Arena wurden für lange vermisste Freuden entschädigt. Ein ähnliches Schützenfest hatte es zuletzt am 6. November 1982 zwischen Borussia Dortmund - Arminia Bielefeld (11:1) gegeben.
Selbst Verlierer Leverkusen gewann der Schlappe etwas Positives ab. »Wenn man sieben Tore kassiert, kann man mit der Defensivleistung nicht zufrieden sein«, sagte Trainer Michael Skibbe, »aber es war toll, wie meine Elf immer zurück gekommen ist und bis zum 4:6 alles versucht hat. Wir haben unseren Beitrag zu einem denkwürdigen Spiel geleistet.«
Schnell lag Bayer nach Toren des Dänen Larsen (9.), Mladen Krstajic (17.) und Zlatan Bajramovic (34.) am Boden. »Wir haben die ersten 25 Minuten verschlafen und bis zum 0:3 Pate gestanden«, bemängelte Skibbe. Gegen die Abteilung Attacke der Schalker wirkten Carsten Ramelow, Juan und Ahmed Madouni wie Statisten.
Selbst der bedauernswerte Schlussmann Jörg Butt war am Debakel beteiligt. Nachdem Andrej Woronin (40.) und Dimitar Berbatow (50.) auf 2:3 verkürzt hatten, verhalf Butt Kevin Kuranyi (55.) aus der Krise. Schalkes Nationalstürmer überraschte Butt aus 25 Metern mit einem Aufsetzer zum 4:2 und beendete nach 604 Minuten seine Torflaute. Kuranyi reckte nach seinem achten Saisontor erleichtert die Arme gen Himmel: »Ich habe Gott gedankt, dass er mir die Kraft gegeben hat. Zuletzt habe ich viel nachgedacht. Ich hoffe, der Knoten ist geplatzt.«
Mit Larsens zweitem Treffer zum 5:2 (63.) schien alles entschieden. Doch das muntere Toreschießen nahm kein Ende: Leverkusen schlug durch Woronin (64.) und Jacek Krzynowek (70.) zurück, ehe Lincoln (76.) per Freistoß und Gerald Asamaoh (81.) in dem grandiosen Schlagabtausch für das furiose Finale sorgten. Selbst der 61-jährige Schalke-Manager Rudi Assauer musste im Gedächtnis kramen, um sich an ein vergleichbares Spektakel zu erinnern: »1963 haben wir mit Dortmund mal nach 25 Minuten 6:0 gegen Schalke geführt. Zum Glück habe ich damals für Borussia gespielt.«
Zwei »Nullnummern« gegen Dortmund und Gladbach hatten nicht nur die Schalke-Offensive in die Kritik gebracht, sondern auch erste Zweifel am neuen Coach Mirko Slomka aufkommen lassen. Nach seinem ersten Heimsieg strahlte er erleichtert. »Wir haben sieben Tore erzielt, das ist im Vergleich zu den vorigen Partien eine ganze Menge«, sagte er nach dem »Erlebnis-Nachmittag«.

Artikel vom 13.02.2006